Bibliothek
Hedda hasst lesen! Aber ausgerechnet sie wird in den hochgeheimen Kreis der Reader Society aufgenommen, ein Geheimbund magischer Leser. Sie müssen die verfeindeten magischen Schreiber aufhalten, die mit ihren Geschichten die Wirklichkeit verändern. Eigentlich die coolere Fähigkeit, findet Hedda, bis eines Tages Monster in London auftauchen, die Angst und Schrecken...
Hedda hasst lesen! Aber ausgerechnet sie wird in den hochgeheimen Kreis der Reader Society aufgenommen, ein Geheimbund magischer Leser. Sie müssen die verfeindeten magischen Schreiber aufhalten, die mit ihren Geschichten die Wirklichkeit verändern. Eigentlich die coolere Fähigkeit, findet Hedda, bis eines Tages Monster in London auftauchen, die Angst und Schrecken verbreiten. Offenbar treibt ein böser Meisterschreiber sein Unwesen. Sofort beginnt die Jagd nach ihm. Doch dann entdeckt Hedda, dass jemand ganz anderes ein fieses Spiel treibt und es dabei nicht nur auf den Meisterschreiber abgesehen hat.
Hedda lebt in einem London, das uns seltsam vertraut ist. Nicht aus der Realität, sondern aus Geschichten, aus Büchern und vor allem aus Filmen. Harry Potter zum Beispiel oder Paddington spielen in der gleichen Stadt, mit ihren altehrwürdigen Mauern und nebligen Gassen, voller steifer Upperclass-Gestalten, mit wuchtigen Bibliotheken und stummen...
Hedda lebt in einem London, das uns seltsam vertraut ist. Nicht aus der Realität, sondern aus Geschichten, aus Büchern und vor allem aus Filmen. Harry Potter zum Beispiel oder Paddington spielen in der gleichen Stadt, mit ihren altehrwürdigen Mauern und nebligen Gassen, voller steifer Upperclass-Gestalten, mit wuchtigen Bibliotheken und stummen Bediensteten; in dieser abgehobenen, geschichtsträchtigen, magischen, wuchtigen und mit Holzschnitzereien verzierten Atmosphäre. Im ersten Moment mutet es seltsam an, dass eine deutsche Autorin dem sagenumrankten Königreich noch eine weitere Legende hinzudichtet. Franziska Lagemann lebt und arbeitet immerhin schon eine Weile in London. Warum sollte sie also nicht ihre Lebensrealität zur Ausgangslage ihrer Geschichte machen? Spannender wäre es allerdings gewesen, wenn sie dabei nicht versucht hätte, so ungeheuer britisch zu sein, sondern den neueren, weil fremden Blick auf die Szenerie zu werfen.
Inhaltlich kann man die Entscheidung der Autorin nachvollziehen. Heddas Geschichte im Wirrwarr zwischen Geheimbünden, Familientraditionen und neu entdeckten magischen Fähigkeiten passt einfach besser ins standesbewusste England als ins bäuerliche Deutschland. Hierzulande würde die Existenz von jahrhundertealten Klubs zur Weltrettung bedeutend unglaubwürdiger scheinen. Leser-Gesellschaft? Schreiber-Verband? Das klingt verdächtig nach Bürostuhl. Die Worte „Reader-Society“ und „Writer-Association“ hingegen schreien nach Zigarrenqualm und Whiskeyglas. Das macht deutlich mehr her.
Kurzum, wir nehmen die Welt, in der die Geschichte spielt, als altbekannte und wohlig fremde an und lassen uns auf Heddas Abenteuer ein. Hedda, die das Lesen zur Enttäuschung ihrer anspruchsvollen, distanzierten Eltern verabscheut, offenbart zur Überraschung aller an ihrem dreizehnten Geburtstag ein ungeahntes Talent. Sie ist eine Leserin, mehr noch: Eine MEISTERleserin und wird als solche in die geheime Reader-Society ihrer Eltern aufgenommen. Die Leser*innen der Reader-Society haben die magische Fähigkeit, Texte von ebenso übernatürlich befähigten Schreiber*innen unschädlich zu machen. Die Texte dieser Schreiber*innen werden nämlich wahr und bedrohen damit regelmäßig die Wirklichkeit. Nicht nur bevölkern plötzlich Monster die Stadt, nein, die ganze Realität droht zu explodieren, wenn die herbei geschriebene neue Realität zu fantasievoll und zu mächtig wird und die alte verdrängt. Nur Leser*innen können dies verhindern, indem sie die veränderte Wirklichkeit wieder weglesen. Ein teilweise ziemlich abenteuerliches Unterfangen. Zum Glück, findet Hedda, für die das reine Lesen furchtbar langweilig ist und die Abenteuer lieber selbst erleben möchte. Das kann sie nun zur Genüge. An der Seite ihrer unkonventionellen Mentorin Lady Culpepper muss sie einen plötzlich auftauchenen Meisterleser finden und ihn nicht nur davon abbringen, die Realität in den Abgrund zu schreiben, sondern ihm auch selbst das Leben retten. Dass die Schreiber*innen nämlich die Bösen sind, die es im Härtefall zu vernichten gilt, das kann Hedda nicht nachvollziehen. Für sie sind Schreiber*innen auch nur Menschen.
Nach einem etwas langatmigen Anfang geht es endlich und dann umso spannender zur Sache. Amerikanische (und damit scheinbar automatisch verdächtige) Agenten tauchen auf – selbstverständlich mit technologischer Spezialausrüstung. Die fieberhafte Suche nach dem Meisterschreiber und einem sagenumwobenen Almanach beginnt. Fiktive Bösewichte werden lebendig und unterwandern die lesenden und schreibenden Geheimbünde. Kurz bremsen noch die komplizierten Zusammenhänge um den Almanach die Handlung aus. Doch umso mehr Freude macht es, wenn Meisterleserin und Meisterschreiber feststellen, wie sie ihre Talente zu einer Art Superwaffe zusammenfügen können und sich wie Bohrwürmer schreib-lesend durch echte und falsche Realitäten fräsen.
„Hedda Ambris & die Meister der Wirklichkeit“ ist ein schönes Buch mit leichten Längen. Trotz dieser ist es auch für Kinder geeignet, die von sich behaupten, nicht gerne zu lesen. In Hedda haben sie eine sympathische und sehr verständnisvolle Hauptfigur an der Seite.
- Mia Grau
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