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Zucker Zitrone
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Titel Pony
Autor*in R.J. Palacio
Das sagt der Klappentext

Silas ist ein besonderer Junge: Er überlebte einen Blitzeinschlag, und sein bester Freund Mittenwool ist für andere unsichtbar. Ihr behütetes Leben auf einer abgeschiedenen Farm endet, als eines Nachts drei Fremde auftauchen und Silas' Vater zwingen, mitzukommen. Als am nächsten Morgen ein Pony vor der Tür auftaucht, kann das nur...

Silas ist ein besonderer Junge: Er überlebte einen Blitzeinschlag, und sein bester Freund Mittenwool ist für andere unsichtbar. Ihr behütetes Leben auf einer abgeschiedenen Farm endet, als eines Nachts drei Fremde auftauchen und Silas' Vater zwingen, mitzukommen. Als am nächsten Morgen ein Pony vor der Tür auftaucht, kann das nur ein Zeichen sein: Silas muss seinen Pa zurückholen! Mit Mittenwool an seiner Seite begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise. Dabei bekommt er es nicht nur mit realen Gefahren zu tun, sondern muss sich auch den Geistern der Vergangenheit stellen.

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Das sagt die Zucker & Zitrone Redaktion

Womöglich wird „Pony“ dem neuen Roman von R.J. Palacio (auf Englisch erschien er bereits 2021) nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wie ihrem Debütroman „Wunder“. Das wäre allerdings schade. Denn so wie August ein Wunder war, so ist es auch Silas, der Held dieser Geschichte.

 

Silas Bird ist ein merkwürdiges Kind, das...

Womöglich wird „Pony“ dem neuen Roman von R.J. Palacio (auf Englisch erschien er bereits 2021) nicht die gleiche Aufmerksamkeit zuteil wie ihrem Debütroman „Wunder“. Das wäre allerdings schade. Denn so wie August ein Wunder war, so ist es auch Silas, der Held dieser Geschichte.

 

Silas Bird ist ein merkwürdiges Kind, das durch seine Besonderheit die meisten Menschen erschreckt. Nicht nur ist er für das Jahr 1860 außerordentlich belesen und gebildet. Er ist auch besonders feinfühlig und aufmerksam. Er lebt in einer Wahrnehmung, die anderen verschlossen bleibt. Er kann sich an die eigene Geburt erinnern und an den darauffolgenden Tod seiner Mutter. Er hat einen Blitzschlag überlebt, der das Abbild des Baumes, unter dem er vergeblich Schutz vor dem Gewitter suchte, in seinen Rücken brannte. Er kann Geister sehen, wenn er auch nicht die Formalitäten ihrer Existenz begreift. Sein bester (und einziger) Freund Mittenwool ist einer dieser sehr lebendigen Toten und begleitet ihn, seit Silas auf der Welt ist. Warum und weshalb? Das weiß niemand.

 

Sein Vater Martin Bird ist ein brillanter Mann und ein solch liebevoller und respektvoller Vater wie Jasper Juul ihn sich nicht besser hätte ausmalen können. Mr. Bird hat immer Verständnis, wird niemals zornig, ist klug und nachsichtig, fördert und ermutigt Silas und lässt ihn an seinen vielfältigen Interessen teilhaben. Der Vater verdient sein Geld als Schuster, doch in Wahrheit ist er ein Erfinder. Neben allerlei praktischen Haushaltserleichterungen hat er eine revolutionäre Fototechnik erfunden, die Eisentypie. Womöglich ist das der Grund, warum eines Nachts drei bewaffnete Männer vor der Hütte stehen. Sie nennen Martin Bird „Mr. Boat“, sie machen dunkle Andeutungen und sie zwingen ihn, mit ihnen zu gehen.
Silas bleibt verzweifelt zurück. Zum Glück ist Mittenwool da, der sich liebevoll kümmert. Als am nächsten Morgen ein Pony vor der Tür steht, sieht Silas darin ein Zeichen. Das Pony war gestern Nacht in Begleitung der Entführer. Nun ist es zurückgekehrt. Das Tier sieht merkwürdig aus: schön und ein wenig unheimlich, fast, als wäre es auch ein Geist. Silas fasst Vertrauen. Er ist überzeugt, dass das Pony ihn zu seinem Vater führen wird. Mittenwool ist skeptisch, doch natürlich begleitet er seinen Freund in dieses Abenteuer.

 

Man möchte über die folgende Erzählung nicht zu viel verraten. Über den Ritt in den düsteren Wald, durch das von Geistern bevölkerte Moor, das Treffen mit Enoch Farmer und die spätere Begegnung mit Sheriff Chalfont und seinem Deputy Beautyman, das Abenteuer in der Schlucht und die seltsamen Verwicklungen des Schicksals, die Silas aufdecken wird. Alles wird anders kommen als geplant. Es werden Tränen fließen und Knoten gelöst.

 

Die Zeit sei ein ausgezeichneter Bäcker, sagte R.J. Palacio über die Entstehung des Romans. Ihr erster Entwurf, an dem sie zwei Jahre schrieb, führte nirgendwo hin. „Manchmal muss man die Dinge einfach eine Weile im Kopf und in der Seele backen lassen, bis sie bereit sind, herauszukommen. Und ich glaube, genau das ist bei diesem Projekt passiert.“

 

Auch Silas muss sein Leben und seine Erfahrungen von der Zeit backen lassen. Am Ende des Romans wird er hoffnungsvoll und mit Tatendrang in die Zukunft blicken. Bei R.J. Palacio sind es immer die Merkwürdigen, die Dinge in Bewegung bringen. Silas jedenfalls fühlt sich aufgehoben in der Welt und er fürchtet den Tod nicht, denn er weiß, dass die Toten vieles vergessen, doch niemals die Namen derjenigen, die sie lieben. Mit den Seelen ist es wie mit den Fotografien seines Vaters, den „Eisentypien“: „Wir sehen die Bilder nicht, bis das Sonnenlicht auf sie fällt oder irgendein anderer geheimnisvoller Wirkstoff dem Unsichtbaren eine Form gibt. Aber sie sind da.“

 

Ob durch das Pony womöglich Silas verstorbene Mutter in die Welt einwirkte, bleibt nur eine Vermutung. Dass jedoch die unsterbliche Liebe durch Zeit, Raum und Realitäten hindurch unsere Leben beeinflusst, beschreibt dieser Roman auf geisterhaft zärtliche Weise.

 

So wie das gespenstische Pony Silas vertrauensvoll auf einen Ritt ins Abenteuer einlädt, so verführt das Buch ihm in den Wald dieser Erzählung zu folgen. Es beschreibt auf so natürliche Weise übernatürliche Dinge, dass sie nicht allzu gruselig sind. Es berichtet so einfühlsam und zärtlich von Verlust und Gewinn, dass man daraus Hoffnung schöpfen kann. Die Geschichte ist dabei spannend, obwohl nur gelegentlich das Tempo anzieht. Man vertraut ganz einfach den eigenen Regeln, die hier herrschen.

 

- Mia Grau

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Metadaten
Hanser 304 Seiten ISBN 9783446274242 ab 11 Jahren Erscheinungsjahr: 2024 Übersetzung: André Mumot

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