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Nach ihren viel beachteten Comics „Unerschrocken”, „California Dreamin'” und „Hexen hexen” widmet sich Pénélope Bagieu nun ihrer eigenen Geschichte: „Schichten” ist der erste autobiografische Comic der Französin, in dem Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend das Porträt der erwachsenen Frau zeichnen, die sie geworden ist.
Eine ebenso amüsante wie anrührende autobiografische...
Nach ihren viel beachteten Comics „Unerschrocken”, „California Dreamin'” und „Hexen hexen” widmet sich Pénélope Bagieu nun ihrer eigenen Geschichte: „Schichten” ist der erste autobiografische Comic der Französin, in dem Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend das Porträt der erwachsenen Frau zeichnen, die sie geworden ist.
Eine ebenso amüsante wie anrührende autobiografische Erzählung, in der sie teils ernste, teils leichtfüßige Geschichten verwebt, aufrichtig über den Verlust geliebter Menschen oder ihrer Unbeschwertheit spricht und einen zärtlichen Blick auf das kleine Mädchen und die junge Frau wirft, die sie einmal war.
Es gibt Erinnerungen, die sind so stark auf einzelne Aspekte fokussiert und von nebensächliche Details befreit, dass sie zum Konzentrat aus Bedeutung geworden sind. Dieser Moment im Leben steht plötzlich beispielhaft für so vieles. Als Frage, als Mahnung und – wenn man dieser Erinnerungen erzählt, wie Pénélope Bagieu es tut...
Es gibt Erinnerungen, die sind so stark auf einzelne Aspekte fokussiert und von nebensächliche Details befreit, dass sie zum Konzentrat aus Bedeutung geworden sind. Dieser Moment im Leben steht plötzlich beispielhaft für so vieles. Als Frage, als Mahnung und – wenn man dieser Erinnerungen erzählt, wie Pénélope Bagieu es tut – als Beispiel und Trost für andere.
Bagieu berichtet in kurzen, skizzenhaften Geschichten von Trauer und Sehnsucht und von jenen seltsamen Momenten zwischen dem Wunsch gesehen zu werden und dem Unwohlsein angestarrt zu werden. Wie so viele ihrer Geschlechtsgenossinnen war Bagieu seit ihrer Kindheit darauf getrimmt zu gefallen. Dabei hat sie mehr schlecht als recht gelernt Grenzen zu ziehen. Ihre Verwirrung und Scham, als diese Grenzen verletzt werden, ist vielen Leserinnen vertraut. Sie kennen die Odyssee des Erwachsenwerdens und der mühsamen Entledigung fragwürdiger Ideen. Doch Bagieu betrachtet ihr altes Ich auch in Momenten der Bedrohung, des Irrtums und der Verwirrung mit größter Zärtlichkeit. Als würde sie selbst schützend die Hand über sich legen und sich zuflüstern: „Es ist gut. Du hast es geschafft.“ Diese stilisierten Erinnerungen mögen wie flüchtige Momente erscheinen. Doch sie sind Wegweiser, Erkenntnisse, Meilensteine. Den Leser*innen, die Solches oder Ähnliches erleben oder erlebt haben, baut Bagieu eine Brücke, selbst eine schützende Hand über die eigenen Erinnerungen zu legen.
Das Erfreuliche an Bagieus „Schichten“ ist, dass die bedrückenden Aspekte ihrer Erinnerungen an Übergriffe, Sexismus und Verlust durcheinander purzeln mit lustigen Storys über Selbstermächtigung und Mut. Bagieu hat das Talent, auch in Niederlagen Stärken zu finden. Sie befreit manch schlechte Erinnerung von ihrer Scham, wendet das Brennglas von sich ab und zeigt deutlich auf die Strukturen eines mehr oder oft auch weniger subtilen Sexismus, der wie ein Dauerrauschen durch die Gesellschaft zieht. Diese Freiheit überträgt sich im Lesen und bestärkt den Stolz der Leserin darauf eine Frau zu sein. Oder, im Falle eines nicht-weiblichen Lesers, beschert Bagieus Blickwinkel womöglich das Geschenk der Erkenntnis und des Verstehens.
Was nach dem Lesen von „Schichten“ länger nachhallt, ist das Erschrecken darüber, welche Ideen von Weiblichkeit, Körperlichkeit und Sexualität Kinder in den 80er-Jahren in ihren Köpfen mit sich trugen. Wieviel ist davon heute noch in uns? „Schichten“ ruft diese Frage ins Gedächtnis und fordert uns auf, auch heute ganz genau hinzusehen, sich selbst zu hinterfragen, Kinder zu schützen, den Mund aufzumachen und laut zu bleiben.
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