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Ich bin nicht, wer ich zu sein vorgebe. Marla ist nicht, wer sie zu sein glaubt. Ich bin ein junger Mensch, der vergessen will. Marla ist ein alter Mensch, der sich zu erinnern versucht. Manchmal bin ich traurig. Manchmal ist sie wütend. Trotzdem. Hier in diesem Haus bin ich so...
Ich bin nicht, wer ich zu sein vorgebe. Marla ist nicht, wer sie zu sein glaubt. Ich bin ein junger Mensch, der vergessen will. Marla ist ein alter Mensch, der sich zu erinnern versucht. Manchmal bin ich traurig. Manchmal ist sie wütend. Trotzdem. Hier in diesem Haus bin ich so glücklich wie nie zuvor.
Wenn es im zeitgenössischen literarischen Kontext des Jugendbuchsegments darum geht, Menschlichkeit in den dunkelsten aller Stunden nicht allein zu vermitteln, sondern diese erlebbar, ja, spürbar zu machen, dann ist der Name Sarah Crossan meist nicht weit. Für „Wer ist Edward Moon?“ wurde die irische...
Wenn es im zeitgenössischen literarischen Kontext des Jugendbuchsegments darum geht, Menschlichkeit in den dunkelsten aller Stunden nicht allein zu vermitteln, sondern diese erlebbar, ja, spürbar zu machen, dann ist der Name Sarah Crossan meist nicht weit. Für „Wer ist Edward Moon?“ wurde die irische Schriftstellerin 2020 völlig zurecht mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet - und wer weiß, vielleicht gelingt ihr in diesem Herbst ein ähnlicher Coup mit ihrem jüngsten Buch „Toffee“? Zu wünschen wäre es ihr, lädt sie doch erneut zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, deren waghalsiger Streckenverlauf einem höchsten Respekt abverlangt.
Marla ist alt und wohnt in einem verschlafenen Küstenort in Cornwall, an der Westküste Englands. Allison ist jung und während ihrer Suche nach einem neuen Leben verschlägt es sie eben genau dorthin. Beide kämpfen gegen Mächte, gegen die sie eigentlich keine Chance haben: Marla gegen Einsamkeit und Demenz, die Ausreißerin Allison gegen ein Vater-Monster, das bei ihr tiefe psychische und physische Wunden hinterlassen hat. Marla hält Allison für ihre alte Jugendfreundin Toffee. Allison ist überglücklich, nicht mehr sie selbst sein zu müssen. Im Verlorensein vereint entspinnt sich zwischen den beiden eine Beziehung, die schon bald die Pfade dieser irgendwie merkwürdig anmutenden Zweckgemeinschaft hinter sich lässt und zu einer wahren Freundschaft reift.
Geschrieben ist die Geschichte aus der Perspektive des 15-jährigen Teenagers Allison und es braucht nur einige wenige Seiten, um tief in ihre Gedankenwelt abzutauchen. Was man dort vorfindet, ist schlichtweg atemberaubend - und trotz des omnipräsenten Dramas von einnehmender Leichtigkeit. Das Buch damit übrigens der erste große Wurf des Jahres 2023.
- Sven Fortmann
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