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Die Monsterexperten
Es gibt diesen Moment, kurz vor dem Einschlafen, wenn das Zimmer dunkel wird und die Welt in Flüstertönen spricht. Für Kinder ist das die Zeit der Monster. Für Monster ist das – Überraschung! – die Zeit der Kinder. Und während draußen die Erwachsenen mit Dingen wie Steuererklärungen und Parkplatznot kämpfen, verhandeln drinnen zwei uralte Wesenheiten soziale Missverständnisse und ihren täglichen Friedensvertrag: das Kind und das Monster. Klar, Monster haben Krallen, Hörner, Zähne wie Bauzäune, riechen stark und grunzenfauchenbrüllen. Diese Äußerlichkeiten sagen nichts über ihren Charakter. Die meisten Monster sind lieb, ein paar sind frech, wie Neji bemerkt. Viele sind bloß schüchtern. Wer sich in zerfallenen Hotels versteckt und aus der Öffentlichkeit heraushält, hat eben nicht viel Smalltalk-Erfahrung. Außerdem: Die Evolution hat ihnen dooferweise keine Mimik für „Ich meine es nett“ gegeben.
Kinder starren Monster direkt an, malen sie mit Glitzerstiften, geben ihnen fragwürdige Namen und laden sie (ungefragt) zur Puddingparty ein. Doch auch Kinder sind verletzlich. Sie haben ihre Ängste, manchmal vor der Dunkelheit, manchmal vor Mathe oder dem Schulausflug. Und sie wollen nur eins: gesehen, verstanden, nicht ausgelacht werden – von Eltern, Freunden, und ja, vielleicht auch vom Monster im Schrank. Das Geheimnis guten Zusammenlebens – ob auf dem Schulhof oder im Schattenreich unterm Bett – liegt nicht in der Uniformität, sondern in der aufmerksamen Anerkennung des Andersseins. Kinder und Monster haben vieles gemeinsam: Sie sind kreativ, emotional, ehrlich bis zur Schmerzgrenze – und sie kämpfen mit dem Gefühl, manchmal „zu viel“ zu sein für ihre Umgebung. Zu laut, zu wild, zu anders. Pustekuchen, nix "zu viel". Wir wollen mehr davon! Sie brauchen Platz für ihr Andersein. Damit wir es sehen, feiern und davon lernen. - Danke an Neji und Momo - und an Margo Maloo! Ihr seid die Besten.