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Interview

LENA HACH : Inspiration für alle!

Von Kenna (10), Sara (11) und Samirath (10)

Erst vor ein paar Wochen haben wir das erste Interview mit Lena Hach zu ihrem Roman „Was Wanda will“ veröffentlicht. Nun folgt gleich Nummer zwei. Diesmal geht es um „Fred und ich“. Kein Wunder, dass sich hier die Lena Hach-Interviews häufen. Die Autorin gehört mit Sicherheit zu den produktivsten Geschichtenerzähler*innen des Landes und zu den besten. 

Das Lena Hach für „Fred und ich“ für den Deutschen Kinder- und Jugendliteraturpreis nominiert wurde, war also eigentlich nur eine Frage der Zeit. Wir freuen uns mit ihr und drücken die Daumen. Das tun Sara, Kenna und Samirath auch. Die drei wiederum gehören mit Sicherheit zu den produktivsten Redakteurinnen ihrer Klasse! „Fred und ich“ war ihre Inspiration. Ihre Rezension lässt Herzen vor Freude höherschlagen, in diesem Interview stellen sie ihr Dobble-Spiel vor und natürlich zeigen sie Lena Hach auch das Musikvideo zum Roman, das sie mit allem Drum und Dran selbst gemacht haben. Beides wollten sie der Autorin gerne schenken. Doch sie wollten außer Antworten noch etwas anderes von ihr haben: Während des Interviews konnten sie es kaum erwarten, Lena Hach um ein Autogramm zu bitten, dass sie dann – Spoiler – natürlich auch bekommen haben. 

Q
Wollten Sie schon immer Autorin werden?

A
Wenn ich als Kind gefragt wurde, was ich mal werden will, habe ich oft gesagt, dass ich Journalistin werden will. Das habe ich wahrscheinlich gesagt, weil meine Mama Journalistin war. 

Q
Also war Journalistin Ihr Traumberuf? 

A
Tja, ich weiß es nicht. So etwas wechselte auch oft, oder? Bestimmt gab es auch mal eine Phase, in der ich Schauspielerin sein wollte. Einmal dachte ich, ich werde Töpferin. Das hat dauernd gewechselt, aber es hat mich immer zum Schreiben gezogen. Und Journalisten und Journalistinnen schreiben auch.

„Ich finde, inspirieren lassen ist das Beste!“

Q
Und wie alt waren Sie, als Sie Ihr erstes Buch geschrieben haben? 

A
Mein erstes Buch, das auch veröffentlicht wurde, habe ich mit ungefähr 30 Jahren geschrieben.

Q
Und wenn das nicht geklappt hätte und Sie nicht Autorin geworden wären? 

A
Als ich an der Uni studiert habe, dachte ich, ich werde vielleicht Lehrerin. Ich habe Englisch und Deutsch auf Lehramt studiert. Das war eine Option, die ich interessant fand, weil ich gerne mit Kindern und Jugendlichen arbeite. Journalistin war auch eine Option. Es ist mir schwergefallen, mich zu entscheiden.

„Ich versuche in meinen Büchern von der Vielfalt zu erzählen, die das Leben ausmacht."

Q
Welches Ihrer Bücher mögen Sie am liebsten und warum? 

A
Wenn eine Lesung gut läuft, mag ich das Buch gerne, aus dem ich gerade vorlese. Wenn eine Lesung schwierig ist, dann nicht. Eine Buchreihe von mir, aus der ich viel gelesen habe, heißt „Der verrückte Erfinder Schuppen“. Das sind interaktive Lesungen, zu denen ich ein Experiment mitbringe. Es sind immer viele Erst- und Zweitklässler*innen dort und das ist toll, weil die sich meistens gut beteiligen. Das macht Spaß. Je älter die Kinder oder Jugendlichen werden, desto zurückhaltender werden sie. Sie melden sich weniger und machen nicht so gerne mit.

Q
Arbeiten Sie lieber mit Kindern oder mit Erwachsenen?

A
Am liebsten mache ich Lesungen vor Kindern aus der ersten bis sechsten Klasse. Das sind die nettesten Lesungen. Ältere Jugendliche sind sehr zurückhaltend und cooler. Sie beteiligen sich weniger und sind stiller. Und Erwachsene sind bei Lesungen auch sehr still und leise. Und am liebsten sind mir lebendige Lesungen. Die Erst- und Zweitklässler*innen setzen sich sofort in die erste Reihe. Ab der achten Klasse setzen sich alle ganz hinten hin. Das verstehe ich auch. Nur da habe ich es dann ein bisschen schwerer. Je jünger die Kinder, desto leichter ist mein Job. (Lacht)

Q
Wir sind in der vierten Klasse. Wir finden Lesen immer noch toll. Aber ich mag nur Bücher, die Spaß machen. Ich lese gerade ein Buch, das heißt „Ein Mädchen namens Willow“. Das ist interessant für mich. Ihr Buch haben wir uns ausgesucht, weil es schön aussah und sich das gut anhörte, was drauf stand. Wir fanden es einfach perfekt. Es war auch nicht so dick. Aber ich frage mich, was Sie für ein Gefühl haben, wenn Sie Bücher schreiben? 

A
Wenn es gut läuft, dann kann das Schreiben für mich sehr beglückend sein. Man sagt, dass manche Leute beim Joggen Flowmomente haben. Habt ihr das schon gehört? Dann ist man einfach nur im Moment und man fließt dahin. So kann es auch beim Schreiben sein. Es kann auch anstrengend und nervig sein, vor allen Dingen, wenn ich unterbrochen werde. Wenn ich schreibe und es klingelt an der Tür und die Post kommt, dann bin ich total genervt, weil mich das aus der Konzentration reißt. Das merkt natürlich der Postbote oder die Postbotin nicht. Oder ich hoffe, die merken das nicht! Ich schreibe auch am liebsten, wenn niemand aus meiner Familie zu Hause ist und ich wirklich meine Ruhe habe.  

Q
Ja, manchmal, wenn ich was bastel oder ein Video gucke, da ruft mich meine Mutter, dass ich irgendwas machen soll und wenn ich wieder mich hinsetzte, sofort ruft sie mich wieder! Oh ja, ich kenn das! Aber warum haben Sie ein Buch über Trans … Transsexualität geschrieben? 

A
Das ist echt ein schwieriges Wort. Ich sage immer Transidentität. Das ist ein bisschen leichter auszusprechen. Ich versuche in meinen Büchern von der Vielfalt zu erzählen, die das Leben ausmacht. Es sehen nicht alle Kinder gleich aus, es fühlen nicht alle Kinder gleich, genauso ist es bei Jugendlichen und Erwachsenen. Zu dieser Vielfalt gehört Geschlechtsidentität dazu. Mir ist aufgefallen, dass es kaum deutschsprachige Literatur gibt, in der Transidentität eine Rolle spielt. Es gibt ein paar Jugendbücher und es gibt ganz viel englischsprachige Literatur zu dem Thema. Aber auf dem deutschen Kinderbuchmarkt gab es noch nicht so viel. Da hatte ich Lust, was dazu zu schreiben.

„Je jünger die Kinder, desto leichter ist mein Job.“

Q
Kennen Sie selber jemand, der trans ist? 

A
Ja. Aber im Rahmen der Buchveröffentlichung hatte ich noch mal viel mehr mit trans Leuten zu tun. Ich habe immer wieder Nachrichten von ihnen bekommen, in denen sie mir ihre Gedanken zu meinem Buch mitgeteilt haben. Als ich das Buch geschrieben habe, hatte ich mit zwei Profis zusammengearbeitet. Sie haben mein Buch gelesen und überprüft, ob ich das richtig beschreibe, ob ich versehentlich Wörter benutze, die für sie verletzend sind oder ob ich blöde Vorurteile weiter verbreite. Das nennt sich Sensitivity Reader. Das sind Menschen, die sich auskennen, weil sie selbst trans sind und mit Literatur zu tun haben.

Q
Wie kommen Sie auf die Geschichten zu Ihren Büchern? Sind das Geschichten aus dem realen Erleben? 

A
Ich war einmal spazieren in Berlin am Halensee im Februar und hab gesehen, wir junge Männer Eisbaden waren. Die hatten einen Hammer dabei, mit dem sie fachmännisch das Eis frei gehauen haben. Dann kamen viel ältere Erwachsene vorbei. Die Senioren haben gefragt, was die jungen Männer da machen und die haben wie Profis erklärt, wie das funktioniert, was sie da tun. Es war schön zu sehen, mit welcher Ernsthaftigkeit sie das betreiben. Das war wirklich cool. Da dachte ich, ich würde gerne etwas schreiben über jemanden, der Eisbaden geht. Ich fand es aber interessanter, wenn es ein jüngeres Mädchen ist. Vielleicht weil da am Halensee nur Jungs waren. Ich dachte, dann lassen wir das diesmal lieber ein Mädchen machen. 

Q
Wann haben Sie sich zum ersten Mal verliebt? 

A
In der dritten oder vierten Klasse würde ich sagen. In den Sohn unseres Schulhausmeisters. 

Q
Wie gehen Sie vor beim Schreiben? Schreiben Sie Ihr Buch in einem Stück?

A
„Fred und ich" ist ein dünnes Buch. Ich habe es sehr schnell in einem Rutsch geschrieben. Es hat vielleicht einen Monat gedauert. Im besten Fall schreibe ich jeden Tag drei Stunden. Ich habe das Schreiben immer mal unterbrochen für Recherchearbeit. Ich musste sehr viel über Transidentität recherchieren.

Q
Wir haben ein Geschenk für sie. Wir haben nämlich zu Ihrem Buch ein Lied geschrieben. Die Texte haben wir fast alle aus Ihrem Buch. Sara hat Sätze aus dem Buch genommen und sich auch noch welche dazu ausgedacht. Sie hat auch ein Cover gemalt. (Zeigt das Bild)

A
Oh cool. Ist das ein rosa Himmel? 

Q
Ja. Kenna hat die Musik geschrieben und sich die Beats ausgedacht. Und Samirath hat gesungen – also gerappt. Wollen Sie das mal hören?

A
Sehr gerne!

Q

ACHTUNG!

A
Das ist ja krass! So ein Geschenk hab ich ja noch nie bekommen!

Q
Es gibt noch ein zweites Geschenk. Wir haben ein Spiel gemacht, das heißt Dobble. Kennst du das? 

A
Ja, das kenne ich. 

Q
Wir haben Sachen gemalt, die alle im Buch vorkommen. Es ist ein „Fred und ich“-Dobble.

A
Das ist eine super Idee, dieses Spiel mit neuen Motiven nachzumachen. Habt ihr das schon öfter gemacht?

Q
Nein, wir wollten noch ein Spiel zu Ihrem Buch machen und haben uns einfach unser Lieblingsspiel ausgesucht, das wir meistens spielen.

A
Zeigst du mir noch mal dein Bild? Das Plattencover von „Plötzlich verliebt“? Ich habe es nur so kurz gesehen. Super. Ich wollte nur gucken, was da rechts ist. Das eine ist eine Bank und das andere eine Mülltonne?

Q
Genau. Und hier sind Bäume. Der Himmel ist rosa, weil ich das bei einem anderen Buch gesehen habe, das wir auch gezeigt bekommen haben. „Snapdragon“ heißt das. Und da war einfach alles so schön, so herzlich. Deswegen wollte ich den Himmel auch in pink malen. Ich habe mich inspirieren lassen. 

A
Ich finde, inspirieren lassen ist das Beste! In der Klasse meiner Kinder reden sie die ganze Zeit immer davon, dass jemand irgendwas nachgemacht hat. Ich denke mir immer, das ist doch nicht nachmachen, das ist doch sich inspirieren lassen. Wenn ich etwas Gutes lese, dann lass ich mich davon auch inspirieren. 

Q
Ich fand es sehr toll, mit Ihnen ein Interview zu führen. Ich hoffe, wir können uns noch mal sehen oder lesen. Es war toll, Sie mal in echt zu sehen, nicht nur auf Fotos. Das ist besonders. Und wir wollten fragen, ob wir ein Autogramm von Ihnen bekommen können.

A
Das kann ich gerne machen. Da freue ich mich natürlich. Und ich danke euch für eure Fragen.