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Feature

Manga Day 2023

Von Mia Grau

Die Idee ist so einfach wie genial. Einschlägige deutschsprachige Manga-Verlage tun sich zusammen und bringen einen Haufen kostenlose Manga unter die Leute. 27 verschiedene Manga liegen am 16.09.2023 in zahlreichen ausgesuchten Shops bereit und warten auf lesehungrige Mangafans (oder solche, die es werden wollen). 

Zucker & Zitrone hat mithilfe dreier waschechter Otaku (also Mangafans in Fachsprache) die Bände angesehen. Vae, Ida und Lara haben aus dieser Fülle ihre sieben Lieblinge ausgesiebt, die sie uns nun empfehlen können. 

Manga – das ist für Neulinge eine schier unüberschaubare Welt voller bunter Geheimnisse und überraschender Wendungen. Sie ist so anziehend wie rätselhaft. Schon die bloße Menge an Reihen mit zahllosen Fortsetzungen, Anime-Verfilmungen und Cosplay-Events ist atemberaubend. Und dann die Fachbegriffe! Aber man sollte keine Angst haben. Letztendlich sind Manga auch nur Comics. Sie erzählen ganz unterschiedliche Geschichten für ganz unterschiedliches Publikum. Daher ist es so begrüßenswert, dass sich acht deutschsprachige Verlage zusammengetan haben, um am 16. September 300.000 Manga kostenlos an alle interessierten Leser*innen zu verteilen. Die Auswahl ist gut getroffen. Unter den 27 Manga sind manche brandneue, andere die ersten Bände bewährter Reihen. Für Jüngere gibt es verspielte Geschichten, für Ältere geht es brachialer oder expliziter zu. Manches ist gefühlvoll, anderes zum Lachen, Gruseln oder Träumen. Der Einstieg in die aufregende Welt der Mangas wird euch also leicht gemacht. Auf der Website vom Manga Day könnt ihr einen Blick auf die 27 Manga werfen und herausfinden, wo der nächste Shop ist, in dem ihr am Samstag möglichst rechtzeitig vorbeischauen solltet.
Zucker & Zitrone hatte das Glück, drei jungen Frauen zu begegnen, die sich mit Manga ziemlich gut auskennen. Vae, Ida und Lara haben für uns die Bände durchforstet und sieben von ihnen ausgewählt, die sie euch und uns besonders ans Herz legen möchten. 

„#DRCL – Midnight Children“ ist der erste Band der neuen Reihe von Shinichi Sakamoto.  #DRCL beziehungsweise "Dracula" ist, wie der Name schon sagt, eine Wiedererzählung oder eher eine Neuerzählung von Bram Stoker‘s Dracula. #DRCL ist ein Horror-Manga für Jugendliche und nicht für Kinder geeignet.
Der Zeichenstil ist sehr, sehr gut. Er ist sehr realistisch, sehr elaboriert und definitiv eine der besten Sachen an dem Manga.
Im ersten Band wird noch nicht viel von der eigentlichen Story erzählt. Am Anfang ist man auf einem Schiff, auf dem merkwürdige Dinge passieren. Die Seeleute denken, dass ein Geist an Bord ist. Nach und nach verschwinden einige von ihnen.
Die eigentlichen Hauptcharaktere lernt man erst danach kennen: fünf Jugendliche, die auf eine Schule in England gehen. Sie sehen, wie das Schiff unter merkwürdigen Umständen und vollen Segeln in den Hafen einläuft ... 
Viel mehr erfährt man noch gar nicht im ersten Teil. Man kriegt noch sehr wenig von der eigentlichen Story mit. Es werden erstmal die Charaktere vorgestellt, was die für Konflikte miteinander haben. Ich glaube, wenn man weiterliest, ist das eine sehr interessante Geschichte. Überzeugt hat mich vor allem der sehr gute Zeichenstil.

„Ranking of Kings“ von Sōsuke Tōka spielt in einer Welt, in der Könige in einem Wettstreit stehen, wer der Beste von ihnen ist. Prinz Bojji ist der erstgeborene Sohn und damit Thronfolger von König Bosse. Allerdings ist Bojji taubstumm und körperlich sehr schwach und klein. Weil niemand ihn versteht, wird er auch für unintelligent gehalten. Deswegen denken viele Leute im Volk und in der Regierung, dass er nicht fähig ist König zu werden. Stattdessen wird sein jüngerer Halbbruder favorisiert, der sehr gut im Schwertkampf ist und für klüger gehalten wird.
Bojji ist sehr fröhlich und in der Öffentlichkeit immer gut gelaunt. Es scheint, als würde er wegen seiner Taubheit nicht bemerken, was andere hinter seinem Rücken über ihn sagen. In Wirklichkeit weiß er das und ist deswegen oft traurig. Im ersten Band geht es um den Konflikt zwischen Bojji und seinem Bruder und um die Frage, wer Nachfolger des Königs wird. Bojji trifft auf Kage, eine Schattengestalt – ein kleines Monster, könnte man sagen. Kage ist ein Dieb und will den Prinzen erst ausnutzen. Dann bemerkt er allerdings, wie schwer es Bojji eigentlich hat und möchte ihm helfen.
Der Zeichenstil ist sehr einfach und kindlich. Das passt gut, weil er im Kontrast zur komplexen Story steht. Ich würde sagen, das ist eine gute Geschichte für Kinder ab 12, aber auch Ältere, die Abenteuer und Fantasy mögen.

„Wind Breaker“ von Satoru Nii ist ein Shōnen-Manga, Shōnen ist die auf dem japanischen Markt am stärksten vertretene Manga-Gattung, die sich vor allem an ein jugendliches männliches Publikum richtet. Der Protagonist der 16-jährige Haruka Sakura kommt neu an die Furin-HighSchool: Seine Haare sind auf der einen Seite weiß und er hat Heterochromie, was ihn immer zu einem Aussenseiter gemacht hat. Auf die neue Schule geht er, weil sie für ihre Bandenkämpfe bekannt ist. Er sieht darin eine Chance. Er will sich hochkämpfen, weil er meint, dann würde sein Aussehen keine Rolle mehr spielen. Doch als er ankommt, merkt er schnell, dass es anders ist als er es sich vorgestellt hat.
An der Schule gibt es eine Bande mit dem Namen Wind Breaker, die nicht, wie es sich Sakura ausgemalt hat, nur darauf aus ist, sich ständig zu prügeln. Sie hat sich dem Schutz des Viertels verschrieben, in dem sich die Schule befindet. Neben den erwarteten Kämpfen wird er konfrontiert mit Dankbarkeit und der Aufgeschlossenheit seiner Mitmenschen. Der Manga handelt davon, akzeptiert zu werden. Dem Protagonisten begegnen Nettigkeiten, die er so nicht kennt. Er weiß nicht, wie er damit umgehen kann, wenn die Leute nett zu ihm sind und ihm nicht gleich das Schlechteste unterstellen.
Der Anfang ist nicht besonders fesselnd, aber man erkennt, dass es eine Spannungskurve geben wird. Eine sehr spannende Geschichte, ein empfehlenswerter Manga!

„Flüstert mir ein Liebeslied“ von Eku Takeshima ist ein Romance-Manga aus dem Shōjo-Ai-Genre. Shōjo-Ai sind Manga, in denen Frauen sich ineinander verlieben. Übersetzt heißt Shōjo-Ai „Mädchenliebe“.
Himari kommt neu auf die Oberschule. An ihrem ersten Schultag gibt die Schulband ein Konzert. Als Himari die Sängerin Yori auf der Bühne sieht und ihre Stimme hört, hat sie sofort einen totalen Crush auf sie. Himari, die sehr offen mit ihren Gefühlen umgeht, gesteht Yori sofort, dass sie sich auf den ersten Blick in sie verliebt hat.
Yori, die bisher mit Liebe nicht viel am Hut hatte, ist überrumpelt. Auch sie hat sich auf den ersten Blick in die süße Himari verliebt, als sie sie beim Konzert in der Menge erblickte. Sie weiß nicht, was sie sagen soll und Himari läuft weiter.
Etwas später besucht Himari Yori auf einem Dach, auf dem die Musikerin singt und Gitarre spielt. Yori will Himari ihre Gefühle gestehen, doch Himari missversteht sie. Es kommt heraus, dass Himari nicht wirklich tiefe Liebe für Yori empfindet, sondern sie eher anhimmelt und bewundert. Yori verspricht der jüngeren Himari, dass sie sie dazu bringen wird, ihr mit ganzem Herzen zu verfallen, lässt Himari über ihre wirklichen Gefühle aber im Unklaren.
Die beiden Mädchen sind sehr unterschiedlich. Himari ist naiv, offen und sehr süß, während die etwas ältere Yori eher ruhig und zurückhaltend auftritt.
Dies ist der Auftakt zu der achtteiligen Manga-Reihe von Eku Takeshima. Man kann davon ausgehen, dass es in den Folgebänden um die Versuche von Yori geht, Himari für sich zu gewinnen.
Mir hat der super süße Zeichenstil sehr gut gefallen. Von den Bänden vom MANGA DAY ist das definitiv mein Lieblingsstil.


„Dai Dark“ und ist von Mangaka Q. Hayashida. Meist werden Manga ja in ganz klaren Linien gezeichnet, aber hier ist der Stil ganz anders und sehr interessant. Er ist eher skizzenhaft und arbeitet viel mit Schraffierungen.
Die Geschichte beginnt auf einem Raumschiff im Weltall. Die Besatzung entdeckt einen blutüberströmten Mann, der im Weltraum treibt und holt ihn auf ihr Schiff. Schnell erkennen sie, dass es sich um den berüchtigten Zaha Sanko handelt, der das „Gepäck der Finsternis“ bei sich hat. Es heißt, wer die Knochen von Zaha Sanko hat, dem wird jeder Wunsch erfüllt. Die Besatzung schließt Zaha Sankos leblosen Körper in einen Lagerraum. In der Nacht jedoch erwacht das „Gepäck der Finsternis“ zum Leben: Es ist ein Skelett namens Avakian. Avakian befreit Zaha Sanko. Dieser streift sich die sogenannte „Haut der Finsternis“ über, einen zerfetzten schwarzen Umhang mit weißer Maske, der seinen Träger fast unverwundbar macht. Aus seinen eigenen Knochen formt Avakian die „Axt des Fleisches der Finsternis“ und übergib sie Zaha Sanko. Diese Axt ist eine mächtige Waffe: berührt sie den Körper eines Gegners, löst sich sein Fleisch von den Knochen und fließt zu Boden. Da viele Leute Zaha Sanko jagen, um an seine Knochen zu kommen, ist diese Axt oft in Gebrauch.
Zaha Sanko und Avakian sind eng befreundet, immer locker drauf und sehr humorvoll. Sie nehmen eigentlich nichts ernst. Zaha Sanko ist erst 14. Vielleicht erklärt das seine kindliche, fröhliche Art. Selbst Figuren wie der gruselige „Gott des Todes“, der Zaha Sanko und Avakian begegnet, ist sehr lustig dargestellt. Zum Beispiel spricht er sehr ironisch. Der ganz Manga hat viel Humor, obwohl er sehr düster ist. Das finde ich eine ganz nette Mischung.
„Dai Dark“ ist düster und blutig, aber die Story ist interessant, humorvoll und gut zu lesen und der Manga hat einen interessanten Zeichenstil.

Den Manga „Blue Spring Ride“ von Io Sakisaka kenne ich schon ein bisschen länger, ich habe auch den Anime davon geguckt. Die Manga-Serie ist ziemlich lang und in den frühen 2010ern erschienen.
Die zwei Hauptcharaktere kennen sich schon seit der Grundschule. Das Mädchen Futaba Yoshioka war früher zurückhaltend und süß und war deswegen sehr beliebt bei den Jungs. In der Oberschule will sie diese Rolle nicht mehr und verhält sich deswegen „männlicher“. In der Grundschule war sie in ihren Mitschüler Tanaka verliebt, der aber fortzog. Nach drei Jahren trifft sie Tanaka an der Oberschule wieder. Er heißt nun Kō Mabuchi. Keiner erkennt Kō wieder. Doch Futaba hat endlich die Möglichkeit ihm zu sagen, wie sie ihm gegenüber fühlt. Sie realisiert später, dass Kō viel durchgemacht hat in den drei Jahren. Dadurch ist es schwierig, dass die beiden zueinanderfinden. Die ganze Serie baut darauf auf, wie sie sich langsam wieder näher kommen. Die Geschichte ist sehr sanft. Es ist angenehm, sich das anzugucken und zu lesen. Um dafür ein Wort zu finden, würde ich sagen, dass der Manga sehr „wholesome“ ist.

„A Couple of Cuckoos“ von Miki Yoshikawa ist ein Romance-Manga. Nagi Umino und Erika Amano wurden direkt nach der Geburt in der Klinik vertauscht. 16 Jahre später finden ihre Familien das heraus. Die Eltern beschließen, sich zu treffen. Sie sind sehr in ihre Kinder vernarrt und wollen sie nicht an die jeweils andere Familie verlieren. Deswegen kommen sie auf die Idee, dass die beiden heiraten müssen. Erika hält nichts von dieser Idee. Sie will diesen fremden Typen nicht heiraten. Kurz bevor Erika und Nagi sich zum ersten Mal sehen, lernen sie sich durch Zufall kennen. Beide wissen nicht, wer ihnen gegenübersteht. Erika tut als wäre Nagi ihr Freund, um eine Heirat zu verhindern. Am Ende bringt das jedoch nichts, da Nagi ja genau der ist, mit dem sie sich verloben soll.
Der Manga hat mir gut gefallen, weil er sehr leicht ist bisher. Es gibt wenig Trauriges, er ist interessant und cool und ich finde auch, dass er relativ nah an unserer Zeit geschrieben ist. Er erinnert mich sehr an die Manga, die zurzeit populär sind. Ich finde auch süß, wie er gestaltet ist, der Zeichenstil ist sehr lesefreundlich und realitätsnäher als andere Manga. Ich denke, ich werde die Serie weiterlesen.