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MAWIL : Locker aus dem Handgelenk
Für den Berliner Comiczeichner Mawil war sein Zeichentalent schon immer sein größtes Kapital. Nicht nur, um damit Geld zu verdienen. Im sozialen Verhandlungsraum „Schule“ war das Zeichnen seine Währung. Andere waren stärker oder schneller, er war der, der zeichnen konnte. Damit war er überall dabei.
Diese Erfahrung muss Mawil ungemein darin bestärkt haben, sein Hobby zum Beruf zu machen. Das ist ihm traumhaft gut geglückt: Noch immer bringt das Zeichnen ihn mit anderen Menschen in Verbindung. Und seine großen und kleinen Leser*innen finden sich in seinen Comics wieder. Seine Figuren sind tollpatschig und komisch, sie stolpern durchs Leben und sind dabei gar nicht unglücklich. Die Zuneigung und Ehrlichkeit, die Mawil seinen Held*innen entgegenbringt, muss er auch für seine Arbeit empfinden. Ernsthaft, realistisch und voller Freude erzählt er den Schüler*innen-Redakteuren Linus, Artak und Devin von seinem Leben als Comic-Autor. Vor dem Interview hatten wir noch gedacht, wer Supa-Hasi erfunden hat, muss supernett sein. Stimmt auch.
Hallo, wir sind das Redaktionsteam „You'll never walk alone“. Wir sind Linus, Artak und Devin. Wir denken, dass du in dem Buch von deinem Leben erzählst. Gibt es eine Szene, die du genau so selbst erlebt hast?
„Kinderland“ ist nicht ganz autobiografisch. Was in der Geschichte passiert, habe ich nicht alles genauso erlebt. Als ich in dem Alter war wie der Mirko, habe ich sehr viel zu Hause gesessen und nur gezeichnet und deswegen auch nicht so viele spannende Abenteuer erlebt wie er. Aber um mir alle Sachen auszudenken, dazu bin ich zu faul. Das Kinderzimmer von Mirko sieht zum Beispiel genauso aus wie mein eigenes Kinderzimmer. Und diese Szene, wo Mirko mit seiner Familie zum ersten Mal in den Westen fährt und sie von der westdeutschen Familie im Mercedes mitgenommen werden, die ist uns eins zu eins passiert. Ich sage mal 70 % ausgedacht, 30 % ähnlich erlebt.
Warum wolltest du dein erstes Buch „Kinderland“ über deine Kindheit schreiben?
Ich habe vorher auch schon viele Bücher gemacht und da waren auch viele autobiografische Geschichten dabei. Ich bin kein großer Fan von Superhelden oder Fantasy-Sachen. Mir gefallen Geschichten, die der Leser so ähnlich erlebt hat und wenn Sachen, die er kennt, in einem gezeichneten Buch wieder auftauchen. Ich hatte eigentlich gar nicht vor, eine Geschichte über das Thema Kindheit zu erzählen. Ich wollte zu dem Zeitpunkt eigentlich einen Tischtennis-Manga zeichnen. Eine Abenteuergeschichte über drei Jungs, so ähnlich alt wie ihr, die in der Schule vielleicht nicht die allergrößten sind, aber immerhin gut Tischtennisspielen können. Sie planen ein Turnier, um es allen zu zeigen. Und zu derselben Zeit hat der Verlag mich gefragt, ob ich nicht einen Comic über die DDR machen möchte? Ich hatte erst riesigen Respekt vor dem DDR-Thema, weil es so groß ist. Viele Menschen haben an dieses Land geglaubt. Viele Menschen haben unter diesem Land gelitten. Ich selber habe es nur als Kind erlebt und konnte nicht so viel über das Land sagen, nur darüber, wie ich es als Kind ganz naiv und ganz dumm mitgekriegt habe. Und ein Kollege von mir, er heißt Flix, hatte die gute Idee, beides miteinander zu kombinieren: das Tischtennis Thema mit den Kindheitserinnerungen an die DDR. Das fand ich gut. Und dann habe ich angefangen, einfach alles zu sammeln, was ich an meiner Kindheit spannend fand. Es sind ja alles keine riesengroßen Abenteuer, aber wenn man klein ist und zum allerersten Mal Ärger mit den Großen hat, sich zum allerersten Mal richtig mit den Eltern streitet, sind das für die Kinder große Themen und großen Dramen.
Ist der Junge im Buch so, wie du als Kind warst? Hast du zum Beispiel auch viel Tischtennis gespielt?
Ich war als Kind wie alle Kinder ein bisschen naiv, hab noch nicht so richtig viel mitgekriegt, was bei den Erwachsenen los ist. Ich war immer schüchtern. Ich hatte vor vielen Dingen Angst, auch vor größeren Leuten. Und ja, ich habe gerne Tischtennis gespielt. Das war die einzige Sportart, in der ich mithalten konnte. Bei anderen Sportarten waren die meisten Kinder stärker oder schneller. Wenn man aber den ganzen Tag zeichnet, ist man im Handgelenk sehr geschickt und hat beim Tischtennis vielleicht ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl als jemand, der hauptsächlich stark ist.
„Ich habe einfach versucht, mich zu erinnern.“
Was hat dir dabei geholfen, dich daran zu erinnern, wie du als Kind warst? Hast du mit anderen Menschen über dich als Kind gesprochen? Oder hattest du Tagebücher?
Ich hatte sogar noch ein paar Tagebücher und dachte, dass ich da bestimmt gute Ideen finde. Aber die Tagebücher waren total langweilig. Da steht drin: aufgestanden, zur Schule gegangen, nach Hause gekommen, ALF geguckt, Hausaufgaben gemacht, schlafen gegangen. Es wechseln sich nur die Freunde ab, die zu Besuch kommen oder die Sendung, die wir geguckt haben. Da ist nicht so viel passiert. Mit der Familie habe ich natürlich früher schon mal gesprochen. Jede Familie hat ihre Legenden und Anekdoten, mit denen die Eltern erzählen, wie man als Kind war. Ansonsten habe ich einfach versucht, mich zu erinnern. Ich habe mich vor allem bemüht, in meiner Erinnerung ehrlich zu sein. Ich hätte Situationen, in denen ich mich nicht so richtig cool verhalten habe, im Nachhinein anders erzählen können, um mich ein bisschen besser darzustellen. Aber ich wollte ehrlich sein. Mirko ist manchmal genauso doof, manchmal genauso schüchtern, manchmal stellt er sich genauso an wie ich damals.
Welche der Figuren sind ausgedacht?
Sie sind alle ausgedacht. Aber sie sind natürlich inspiriert von den Menschen, mit denen ich zu tun hatte. Mein bester Freund damals ist die Inspiration für Thorsten gewesen, auch wenn er in Wirklichkeit ganz anders drauf ist. Jeder kennt diese gewissen Typen, die es eigentlich in jeder Schulklasse gibt. Einer ist der brutale Idiot, einer macht immer Quatsch und es gibt den Mitläufer. Wenn man in seinem Leben einige Menschen kennengelernt hat, fällt einem auf, dass bestimmte Typen immer wieder auftauchen.
Waren deine Lehrer wirklich so streng?
Die Lehrer waren wohl nicht strenger als heute. Es gab immer schon strengere und weniger strenge Lehrer. Es ist auch gar nicht so schlimm, wenn der Lehrer streng ist. Er muss nur gerecht sein. Allerdings hatten wir noch mehr Respekt vor den Lehrern als heute. Ich kriege das ein bisschen durch meine Frau mit. Sie ist Lehrerin. Ich glaube, die Lehrer hatten mehr Autorität damals. Das waren eindeutig die Chefs. Da gab es kein Verhandeln oder so.
Warst du wirklich so klein? Und wurdest du früher wirklich gemobbt?
Gemobbt wurde ich eigentlich nicht. Ich war in einer Sprachlernschule, weil ich gestottert habe. Manchmal mache ich das immer noch. Auf dieser Schule waren Kinder, die gestottert haben oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hatten. Die Schule war sehr harmonisch und unsere Klasse war mit nur 14 Schülern sehr klein. Heute sind die Klassen doppelt so groß. Ich hatte immer Schiss vor der „richtigen“ Schule und ich frage mich heute, wie ich als Mensch geworden wäre, wenn ich als Kind in eine „richtige“ Schule gekommen wäre. Wäre ich da kleiner gemacht worden oder hätte mich das mutiger gemacht?
„Jeder hat Schwächen und Stärken und auf diese Stärken sollte man sich konzentrieren und sich von dem Rest nicht fertigmachen lassen.“
Was würdest du Kindern raten, die gemobbt werden?
Oh, das ist eine gute Frage. Das kann ich wahrscheinlich am allerwenigsten beantworten. Ich wusste immer, andere haben andere Stärken. Und für mich war das Zeichnen meine Stärke. Wenn beim Sport die Mannschaft ausgewählt wurden, war ich nicht vorne mit dabei. Aber wenn es darum ging, was zu malen, dann war ich derjenige, der am coolsten in der ganzen Schule malen konnte. Und das hat mir Sicherheit und Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe es geschafft, aus dem Zeichnen einen Beruf zu machen. Die anderen haben andere Berufe, in denen sie auch gut sind. Aber manchmal sagen mir alte Schulfreunden, dass sie es cool finden, dass ich mein Hobby zum Beruf machen konnte. Ich denke, man sollte sich auf die eigenen Stärken konzentrieren. Nicht jeder Mensch ist in allem gut. Jeder hat Schwächen und Stärken und auf diese Stärken sollte man sich konzentrieren und sich von dem Rest nicht fertigmachen lassen.
War deine Kindheit glücklich?
Ja auf jeden Fall. Meine Eltern haben eine sehr harmonische Familie gehabt. Wir hatten weniger Plastik, Glitzer, Klimbim, Spielzeug als heute. Aber die Spielsachen, die wir hatten, haben wir richtig benutzt und so richtig rangenommen. Es gab weniger Ablenkung als heute. Das ist der größte Unterschied zu heute. Wenn du zwischendurch Zeit hattest, hast du nicht sofort das Handy vor der Nase gehabt, sondern hast dich erst mal gelangweilt und hast dir aus der Langeweile heraus irgendwas ausgedacht. Ich habe dann angefangen, Comics zu zeichnen oder was zu basteln. Es gab einfach weniger Beschäftigung als heute und das war, glaube ich, ganz gut.
Was war für dich das Coolste und was das Blödeste in der DDR?
Das Coolste war genau das, was ich eben erzählt habe. Das Leben war relativ überschaubar, relativ einfach. Es gab nicht so viel Auswahl und dadurch war es etwas einfacher. Es war natürlich doof, dass unsere Eltern nicht in andere Länder reisen konnten, sondern nur in der DDR bleiben mussten oder in ein paar osteuropäische Länder fahren konnten. Das hab ich als Kind aber noch nicht so mitbekommen. Als Kind ist es dir relativ egal, ob du an die Ostsee oder an den Atlantik fährst. Meer ist erst mal geil. Was an der DDR aber doof war, war, dass man lernen musste, dass man über bestimmte Sachen zwar zu Hause mit den Eltern reden durfte, nicht aber in der Schule vor den Lehrern. Da durfte man nicht sagen, dass man zum Beispiel den einen Politiker doof findet oder Ähnliches. Als Kind musste ich lernen, dass es die eigene Wahrheit gibt und die offizielle Wahrheit und dass sich deswegen alle immerzu angelogen haben. Mit einem richtig guten Freund konnte man offen reden. Aber vor den offiziellen Leuten musste man immer eine Maske aufhaben.
„Als Kind musste ich lernen, dass es die eigene Wahrheit gibt und die offizielle Wahrheit und dass sich deswegen alle immerzu angelogen haben.“
Spiest du immer noch so viel Tischtennis?
Ich habe zu wenig Zeit, weil ich jetzt Kinder habe, um die ich mich kümmere. Aber sie sind bald in dem Alter, das sie bei der Tischtennisplatte über den Rand gucken können, und dann gehen wir zusammen Tischtennisspielen. Ich bin nur zu faul, die ganzen Bälle aufzuheben.
Was war früher dein Lieblingsbuch?
Oh, es gab einige tolle Kinderbücher in der DDR. Ich sage mal: „Spuk unterm Riesenrad“. Da geht es um Märchenfiguren, die lebendig werden. Das wurde auch verfilmt. Alles Sachen, die heutzutage wahrscheinlich ziemlich altmodisch sind. Comics mochte ich natürlich auch. „Gaston“ zum Beispiel von Franquin, einem meiner Vorbilder. Oder „Calvin und Hobbes“ von einem amerikanischen Zeichner über einen kleinen Jungen und seinen Tiger.
Wie lange hast du an deinem Buch gearbeitet?
An „Kinderland“ habe ich sehr lang gearbeitet. Ich habe fünf Jahre lang nur Ideen gesammelt, Skizzen gemacht und Storyboards gezeichnet. Jede einzelne Seite, die im fertigen Buch ordentlich gezeichnet ist, habe ich vorher als kleine Skizze gemalt. Damit ich gucken kann, wie viele Seiten ich brauche, wie viele Kästchen auf eine Seite passen oder was ein gutes Ende für die Seiten rechts unten ist, damit die Leute weiterblättern wollen. Ich habe also Ideen gesammelt und versucht, eine gewisse Ordnung in die Geschichte zu bringen. Ich wollte, dass es ruhig anfängt und dann immer spannender wird. Am Ende musste ich ganz doll Gas geben, weil das Buch zum 25. Jahrestag des Mauerfalls fertig sein sollte. Im Prinzip kann man sagen, dass ich für eine Seite einen Tag gebraucht habe – aber gerechnet, nachdem die Idee festgestanden hatte.
Meinst du eine einzelne Seite oder eine Doppelseite?
Eine einzelne Seite. Manchmal habe ich an einem Tag zwei schwarz-weiße Seiten gezeichnet und sie dann am nächsten Tag ausgemalt. Ja, das hat fünf, sechs Jahre gedauert. Aber ich hätte am Anfang etwas mehr Gas geben können.
Krass.
Bei normalen Büchern geht es schneller. Da würde ich sagen: ein Buch, ein Jahr.
Wie gestaltest du die Seiten in einem Comicbuch?
Bei mir sehen die relativ klassisch aus, mit drei Zeilen und drei Spalten. Es gibt natürlich andere Comics, Action- oder Superheldencomics, Mangas, bei denen das Seiten-Layout viel spannender ist. Ich sage immer, dass die Deutschen, vor allem die älteren deutschen Leser, nicht so viel Erfahrung mit Comics haben, für die muss es relativ übersichtlich sein. Ich weiß, dass meine Bilder nicht die krassesten Bilder sind. Die sind relativ niedlich und einfach gemalt. Ich finde es wichtig, dass man das leicht lesen kann und auf der Seite nicht erst suchen muss, wo das nächste Kästchen ist.
Wie bist du Comic-Autor geworden?
Es gab im Osten nicht viele Comics, aber ein paar gab es schon. Ich habe einfach angefangen. Zuerst mit Einzelbildchen, die lustig waren. Und dann habe ich ein paar Kästchen aneinandergehängt und eine Geschichte erzählt. Ich habe einfach ausprobiert und festgestellt, wenn ich mir bei dem einzelnen Bild nicht ganz so viel Mühe gebe, aber dafür viele Bilder nacheinander male, kann man das richtig lesen. Ich sage immer: Es gibt eine Menge Leute, die können sich spannendere Geschichten ausdenken und es gibt eine Menge Leute, die können besser zeichnen als ich, aber es gibt relativ wenig Leute, die beides können. Und das ist meine Stärke. So bin ich da reingerutscht.
Wolltest du schon immer Autor werden oder auch mal was anderes?
Ich habe da gar nicht so groß drüber nachgedacht. Ich war, wie gesagt, immer das Kind, das malen konnte. Das Malen war mein Hobby. Und ich wurde auch ständig beauftragt. Wenn die Schülerzeitung gedruckt werden sollte, wenn ein Freund sich ein bemaltes T-Shirt gewünscht hat, die Kumpels Graffiti machen wollten oder die Band ein Plattencover brauchte, dann kamen sie zu mir und haben mich gefragt. Der Papa von einem Freund hatte eine kleine Werbefirma, für die hab ich schon kleine Logos entworfen, als ich noch in der Schule war. Es ging also früh los, dass ich Aufträge bekommen habe, mit denen ich Geld verdient habe. Dass ich Comiczeichner werde, war gar nicht geplant. Ich dachte immer, ich lerne einen seriösen Beruf, so etwas wie Grafikdesigner in einer Werbefirma und dass ich vielleicht nebenbei meine Comics mache. Aber dass ich nur von den Comics leben kann, hätte ich nicht gedacht. Dazu muss ich sagen, dass ich von den Büchern allein nicht leben kann. Ich verdiene damit natürlich etwas. Als „Kinderland“ neu rauskam, war das sogar ein kleiner Bestseller. Trotzdem verdiene ich mit den Büchern nicht genug Geld. Ich gebe außerdem Workshops, Lesungen und mache kleine Illustrationsaufträge.
Liest du dann auch Klassen vor?
Manchmal. Ich kann das nicht so richtig gut, weil ich wie gesagt, ab und zu stottere. Darum hole ich mir immer ein paar Schüler mit dazu. Für die Lesungen habe ich die Seite in die Einzelkästchen zerschnipselt. Die Kästchen werden mit dem Beamer groß an die Wand geworfen. Ich lese, was Mirko sagt. Ein Schüler liest die Jungs und eine Schülerin die Mädchen.
Wie ist heutzutage dein Tagesablauf?
Im Idealfall, wenn alle Kinder gesund sind, dann stehen wir morgens auf und ich oder meine Frau bringen die Kinder in die Kita oder in die Schule und dann gehe ich ins Atelier. Manchmal arbeite ich auch zu Hause. Ich male digital auf dem iPad. An einem perfekten Tag male ich eine Seite von einem Buch-Projekt, an dem ich gerade arbeite. Oder ich mache eine kleine Illustration fertig, für die ich Geld kriege. Manchmal fahre ich auch in eine Bibliothek und gebe eine Lesung. Dann hole ich die Kinder ab. Nachmittags ist Kinderspaß angesagt und abends, wenn die Kinder schlafen, habe ich noch mal ein oder zwei Stunden Zeit, noch was zu Ende zu zeichnen. Aber das ist selten. Manchmal ist ein Kind krank, manchmal gibt es andere Sachen. Mir gefällt, dass ich selber entscheiden kann, was ich wann fertig mache. Ich bin mein eigener Chef. Wenn ich selber zu viele Sachen verbummel und Leute mir keine Aufträge mehr geben, bin ich selbst schuld. Ich muss also selber auf mich aufpassen.
Bist du gerne Autor?
Ja. Schon. Es ist manchmal doof, wenn man sich nebenbei noch um andere Sachen kümmern muss. Am besten ist es, wenn man eine Idee für eine Geschichte hat und dann Tage lang nur mit dieser Geschichte in seinem Kopf rumrennt und immer noch neue Ideen und neue Gags dazukommen. Doof ist, wenn man sich aber nebenbei noch darum kümmern muss, eine neue Waschmaschine zu besorgen oder die Steuererklärung zu machen oder irgendwas mit der Familie zu organisieren. Es fällt mir immer schwer, mehrere Sachen gleichzeitig im Kopf zu planen. Ich habe nicht gerne verschiedene Themen in meinem Arbeitsspeicher drin.
„Manche können sich spannendere Geschichten ausdenken, manche können besser zeichnen. Aber es gibt nicht viele, die beides können. Das ist meine Stärke.“
Ich habe gelesen, dass du Graffiti magst. Willst du mal ein Buch im Graffitistil zeichnen?
Ich habe das schon in einem anderen Buch gemacht. Da ging es um meine Jugend in einer Hip-Hop-Band. Und da haben wir auch ein bisschen gesprüht. Ich konnte zwar besser malen als die anderen, aber die anderen waren mutiger und haben sich weniger erwischen lassen. Deswegen war ich da nicht so erfolgreich.
Ich mag auch Graffiti.
Ich probiere es noch manchmal. Ich habe noch ein paar alte Dosen und probiere mit Freunden eine Wand zu finden, wo es keinen Menschen stört. Es gibt inzwischen auch viele verschiedene Stile. Früher gab es halt nur diesen einen sehr amerikanischen Stil. Jetzt kann man noch viel mehr verrückte Sachen ausprobieren. Aber das können andere besser als ich.
Dafür kannst du besser malen.
Ich gebe mir Mühe.
Wie alt bist du eigentlich?
48, glaube ich.
Glaubst du?
Ich habe immer Angst vor der großen 50. Deswegen rechne ich nicht mehr so ganz genau. Mit 50 wird alles besser. Hab ich in einem Buch gelesen.