Auf der Suche nach dem besten Buch der Welt.
Interview

TANYA LIESKE: Sauerkraut oder Pizza?

Von Mia Grau

Noah, Jerome, Yiğit und Jan sind vier witzige, freundliche, aufgeweckte und begeisterungsfähige Jungs aus dem Märkischen Viertel in Berlin-Reinickendorf. Im Frühjahr 2024 waren sie Teil der Schüler*innen-Redaktion und haben sich in dieser Zeit intensiv mit dem Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ von Tanya Lieske beschäftigt. 

Einer der Höhepunkte war für sie das Interview mit der Autorin, dass allerdings wie ein kleiner Krimi startete. Dreimal war der Zettel mit ihren Fragen verschwunden, dreimal mussten sie sich ihre Fragen neu notieren. Es kursierten Verschwörungstheorien, wer für den Verlust – oder Diebstahl! – verantwortlich sein konnte. Aufklären ließ sich das Verbrechen nicht. Als sie dann aufgeregt ins Video-Interview gingen, war auch noch der Ton miserabel! Das schreit nach Chaos. Doch Noah, Jerome, Yiğit und Jan hatten das Glück, auf eine Gesprächspartnerin zu treffen, die genauso menschenfreundlich, neugierig und aufgeschlossen war wie sie selbst. Um gegenseitiges Verständnis ringend, hüpfte das Gespräch lustig von Fragen zum Buch, über einen kurzen Abstecher zur Politik, überraschend zu persönlichen Vorlieben und wieder zurück.

Tanya Lieske ist genauso nett, wie sie aussieht.

Q
Hallo! Wir sind die Babos! Wir sind Noah, Jerome, Yiğit und Jan. Wie geht es Ihnen?

A
Mir geht es sehr gut. Wie geht es euch denn?

Q
Auch sehr gut!

A
Ich freue mich, dass das Buch jetzt erschienen ist. Und ich freue mich natürlich auch, dass ihr euch dafür interessiert. Deswegen geht es mir gut.

Q
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Buch zu schreiben?

A
Ich habe schon ein paar andere Bücher geschrieben und die lese ich oft vor Schulklassen. Einmal war ich in einer Schulklasse, da kamen alle Kinder aus Familien, die einem anderen Land als Deutschland entstammten. Einige waren natürlich hier geboren, aber viele kamen aus einem anderen Land und waren mit ihren Eltern hier her gezogen. 20 verschiedene Nationen waren es. Die Lehrerin hat gesagt: „Wenn man mich dazu nimmt, sind es 21!“ Denn sie kam ursprünglich aus Griechenland. Die Kinder haben mir sehr gut gefallen, denn sie waren unheimlich witzig, sehr neugierig und sehr, sehr nett zueinander. Nicht alle haben gut Deutsch gesprochen, aber man hat gemerkt, dass sie Lust hatten, in Deutschland zu leben und hier zur Schule zu gehen, etwas zu lernen und hier später einen Beruf auszuüben. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in der Klasse und habe beschlossen, über solche Kinder ein Buch zu schreiben.

Q
Also haben Sie das Buch aus eigener Erfahrung geschrieben.

A
Ja, genau. Ich habe diese Schule dann oft besucht. Ich habe mir auch noch andere Klassen angeschaut. Und ich habe mit vielen Kindern und natürlich auch mit ihren Lehrern gesprochen. Aber es gibt noch etwas anderes, das wichtig für das Buch war. Als ich so alt war wie ihr, gab es noch kein YouTube, noch überhaupt kein Internet und ich hatte auch lange keinen Fernseher. Das heißt, ich war darauf angewiesen, selber zu lesen, wenn ich schöne Geschichten erleben wollte. Ich habe viel Erich Kästner gelesen. Kennt ihr den?

Q
Ja, den kennen wir. Wir haben „Emil und die Detektive“ gelesen.

A
Die Art, wie Erich Kästner seine Geschichten erzählt, hat mich sehr beeindruckt. In meinem Buch stecken also zwei Sachen: Die Begegnung mit der Klasse und meine Erinnerung an die Geschichten von Erich Kästner. Es wird im Juli noch einen zweiten Band zur Weltklasse geben, da wird diese Verwandtschaft noch ein bisschen deutlicher. In diesem zweiten Buch wird die Matilda (der Klassendinosaurier, Anmerkung der Redaktion) geklaut. Die Kinder werden zu Detektiven und finden Matilda wieder. Da merkt man ganz gut, dass ich gerne Erich Kästner gelesen habe, denn er ist ja der Meister der Kinderdetektiv-Geschichten.

Q
Und gibt es dann noch mehr Bücher von der Weltklasse?

A
Es kann sein, dass es danach noch weitergeht. Das wird ein bisschen davon abhängen, wie sich das Buch verkauft.

„Man merkt an meinem Buch ganz gut, dass ich gerne Erich Kästner gelesen habe, denn er ist ja der Meister der Kinderdetektiv-Geschichten.“

Q
Wenn die AfD an die Macht kommen würde, würde es dann noch die Weltklasse geben?

A
Wenn die AfD wirklich an die Macht käme, dann würde das bedeuten, dass sie die Mehrheit im Parlament hat, dass sie den Bundeskanzler stellt, dass die Regierung mehrheitlich aus AfD-Mitgliedern besteht und dass auch in den Landesparlamenten mehrheitlich die AfD in der Regierung ist. Wenn all das der Fall wäre, könnte ich mir vorstellen, dass die Weltklasse verboten würde. Aber ehrlich gesagt, bin ich sehr hoffnungsfroh und optimistisch, dass unser Land stark genug ist und dass das nicht passieren wird.

Q
Kann man von Kinderbüchern leben?

A
Man kann. Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich von mehreren Sachen lebe. Außer dem Schreiben von Büchern arbeite ich als Journalistin. Das heißt, ich mache das, was ihr macht. Ich stelle anderen Leuten Fragen.

Q
Was ist Ihr Lieblingsessen?

A
Spaghetti mit Pilzen. 

Q
Sauerkraut oder Pizza? 

A
Sauerkraut. 

Q
Ronaldo oder Messi? 

A
Beim Fußball kenne ich mich nicht so aus, aber ich finde, Ronaldo sollte auf jeden Fall Fußball spielen. 

Q
Katze oder Hund? 

A
Katze.

Q
Würden Sie trotzdem einen Hund nehmen?

A
Ja, ich würde auf jeden Fall auch einen Hund nehmen.

Q
Waren Sie schon mal am Strand oder in den Bergen?

A
Ich habe beides schon gesehen. Berge und Strand.

Q
Waren Sie auch schon im Ozean unter Wasser?

A
War ich auch schon. Ich bin schon mal getaucht. Das war ganz toll. Ich habe da auch ganz tolle, farbenfrohe Fische gesehen. Und das war wirklich sehr schön.

Q
Haben Sie auch große Fische gesehen?

A
Ja, ich habe große Fische gesehen. Ich habe sogar mal einen Hai gesehen. Aber der war nicht gefährlich. Das war ein kleiner Hai, ungefähr doppelt so groß wie meine Hand.

Q
Haben Sie den Hai angefasst?

A
Nee, hab ich nicht! Auf gar keinen Fall. 

Q
Sind Sie schon mit Delfinen geschwommen?

A
Leider nein. Das würde ich gerne mal machen. Ich habe aber schon mal welche gesehen, da war ich auf einem Schiff, um das sie herum geschwommen sind. Das war auch sehr schön.

Q
Ich würde Ihnen empfehlen, nach Ägypten zu fliegen. Dort kann man nämlich mit Delfinen tauchen.

A
Oh, das mache ich mal! Danke für die Empfehlung.

Es gibt übrigens auch ein tolles Hörbuch von der Weltklasse.
Gelesen von Nicolás Artajo, erschienen im Audio Verlag.
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Q
Was für Geschichten wollen Sie in Zukunft schreiben?

A
Ich würde sehr gerne noch ein paar Bände über die Weltklasse schreiben. Und dann habe ich noch ein, zwei Geschichten, die ich gerne für Erwachsene schreiben möchte. Und weiter habe ich noch nicht überlegt.

Q
Sie schreiben auch für Erwachsene?

A
Ja. Ich habe schon für Erwachsene geschrieben und ich würde das auch gerne weitermachen. Wenn ich mit der Weltklasse fertig bin, würde ich das nächste Buch für Erwachsene schreiben und dann würde ich gucken, ob mir für Kinder noch was Gutes einfällt. Was würdet ihr denn gerne mal lesen? 

Q
Noch mehr von der Weltklasse!

A
(Lacht) Da muss ich euch noch mal was fragen: In dem ersten Buch von der Weltklasse ist ja Adam die Hauptfigur und er erzählt die Geschichte. Im zweiten Band wird ein anderes Kind die Geschichte erzählen. Und im dritten wäre es wieder ein anderes. Wie findet ihr das? Würde es euch gefallen, wenn ihr in jedem Band etwas mehr über ein anderes Kind erfahrt?

Q
Ja! Das wäre gut. Dann gibt es 19 Bücher, weil es sind ja insgesamt 19 Kinder in der Klasse!

A
(Lacht) 19 werden es wohl nicht, aber vier oder fünf sollen es schon werden. Ich würde euch gerne noch was fragen. Wie findet ihr denn Kübra? 

Q
Kübra? Sehr nett, aber eher ängstlich. Also nicht so mutig. Sie will sich nicht zeigen.

A
Was denkt ihr denn, wer im zweiten Band der Anführer oder die Anführerin von der Detektivbande wird? Wen würdet ihr denn da nehmen? 

Q
Ich würde wieder Adam nehmen, weil Adam ist ein korrekter Mensch, der anderen Leuten wirklich hilft. 

A
Der ist sehr korrekt. Das stimmt.

Q
Oder Karol, weil Karol so lustig aussieht. Oder nein, ich denke, es wird Ayse.

A
Hm. (Schmunzelt) Warum meinst du, dass es Ayse wird?

Q
Sie ist irgendwie,… ich weiß nicht. Sie ist sehr klug.

A
Ja. Dann lasst euch mal überraschen! Im Juli kommt der zweite Band. Da könnt ihr ja mal gucken, wer der Anführer oder die Anführerin von den Igel-Detektiven wird.

Q
Sie haben ja mit Sybille Hein zusammengearbeitet. Wie war das so?

A
Sibylle Hein hat die Geschichte gelesen und hat die ersten Skizzen von den Kindern gemacht. Die haben mir gleich gut gefallen. Ich habe mir nur kleine Änderungen gewünscht. Glatte Haare statt Locken zum Beispiel. Oder dass Herr Schrecklich dünn sein soll. Dann hat sie das Buch illustriert. Hin und wieder hatte sie auch eine Frage an mich. Zum Beispiel wie viele Kinder gerade auf dem Spielplatz sind oder so was. Wir arbeiten sehr gut zusammen. Wenn eine von der anderen irgendwas will, dann schreiben wir uns. Wir telefonieren auch öfter. Das ist eine sehr schöne Zusammenarbeit mit Sybille.

„Ich bin sehr hoffnungsfroh und optimistisch, dass unser Land stark genug ist und die AfD nicht an die Macht kommen wird.“

Q
Das heißt, das nächste Buch werden Sie wieder mit ihr zusammen machen?

A
Ja, das macht auch Sibylle. Sie ist sogar schon am Zeichnen. 

Q
Jetzt schon? 

A
Ja, jetzt schon. Das Buch muss bald fertig sein.

Q
Wird „Wir sind die Weltklasse 2“ lustig werden?

A
Fandet ihr denn den ersten Band lustig? 

Q
Ja.

A
Ich glaube, das zweite Buch wird sogar noch ein bisschen lustiger als das erste. 

Q
Wird das Buch denn eine andere Farbe haben als das erste Buch?

A
Er wird eine andere Farbe haben. Wenn ich es richtig vor Augen habe, wird das zweite Buch rot. Habt ihr denn mal durchgezählt, wie viele Länder in eurer Klasse sind?

Q
Wir haben noch nicht nachgezählt. Aber wir haben nur ungefähr zwei in der Klasse, die nur aus Deutschland kommen.

A
Genau wie bei der Weltklasse. 

Q
Adam spricht ja Polnisch. Können Sie auch Polnisch?

A
Das ist eine gute Frage. Polnisch kann ich leider nicht. Als meine Kinder noch klein waren, hat oft eine junge Frau auf sie aufgepasst. Sie heißt Kasia und kommt aus Polen. Sie hat mir viel von dort erzählt und mir mit den polnischen Sachen im Buch sehr geholfen.

Q
Ach, deswegen sind polnische Wörter im Buch?

A
Genau. Das hat mir alles Kasia übersetzt. In Düsseldorf, wo ich wohne, gibt es viele Menschen, die aus Polen sind. Das war natürlich gut für mich. Ich konnte immer mal nachfragen: „Wie ist das denn so bei euch? Habe ich das richtig geschrieben?“

Q
Sprechen sie noch andere Sprachen?

A
Ich kann auch ganz gut Englisch und ein bisschen Französisch.

Q
Können Sie mal was auf Französisch sagen?

A
Merci, les enfants, pour l’interview. Das heißt: „Vielen Dank, liebe Kinder für das Interview.“

Q
Vielen Dank und Tschüss!

A
Tschüss!