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Bewertung der Redaktion
Zucker Zitrone
Jugendbuch Freundschaft Außenseiter Gefühle Angst & Mut Alltag Coming of Age Gesellschaft LGBTQ Schule
Titel 15 Tage sind für immer
Autor*in Vitor Martins
Das sagt der Klappentext

Der 17-jährige Felipe ist nicht mollig oder hat schwere Knochen. Nein, er ist da ganz realistisch: Felipe ist dick. Deswegen braucht er auch niemanden, der ihn daran erinnert – was seine Mitschüler trotzdem nicht davon abhält. Zum Glück sind bald Ferien! Endlich Ruhe und Zeit für Felipes Lieblingsbeschäftigungen: Serien schauen...

Der 17-jährige Felipe ist nicht mollig oder hat schwere Knochen. Nein, er ist da ganz realistisch: Felipe ist dick. Deswegen braucht er auch niemanden, der ihn daran erinnert – was seine Mitschüler trotzdem nicht davon abhält. Zum Glück sind bald Ferien! Endlich Ruhe und Zeit für Felipes Lieblingsbeschäftigungen: Serien schauen und ganz viel lesen. Aber dann kommt alles ganz anders, denn seine Mutter eröffnet ihm, dass Nachbarsjunge Caio die nächsten fünfzehn Tage bei ihnen wohnen wird. Felipe ist verzweifelt, denn a) ist er total in Caio verliebt seit … na ja … immer; und b) ist Felipes Liste an Unsicherheiten unendlich lang. Wie soll er da bloß die Ferien mit seinem Schwarm überleben?

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Das sagt die Zucker & Zitrone Redaktion

Der 17-jährige Felipe ist dick und er hasst sich dafür. Seine Mutter (die ihn unaufdringlich liebt) und seine Therapeutin (die ihn wohlwollend fordert), können daran nur wenig ändern. In Felipes Augen wiegen seine großartigen Eigenschaften – Witz, Großherzigkeit, Klugheit, Empathie, – sein Körpergewicht nicht auf. Er hält sich für wertlos.

Wenn...

Der 17-jährige Felipe ist dick und er hasst sich dafür. Seine Mutter (die ihn unaufdringlich liebt) und seine Therapeutin (die ihn wohlwollend fordert), können daran nur wenig ändern. In Felipes Augen wiegen seine großartigen Eigenschaften – Witz, Großherzigkeit, Klugheit, Empathie, – sein Körpergewicht nicht auf. Er hält sich für wertlos.

Wenn er auf die Straße tritt, ist dies auch die Botschaft, die ihm entgegen knallt. In der Schule wird Felipe grausam gemobbt. Ob bei der Arbeitsstelle seiner Mutter oder an der Kinokasse, bei jeder Gelegenheit treffen ihn abschätzige Gesten, herablassende Reaktionen, angeekelte Blicke … die Palette der Mikroaggressionen ist riesig. Zu allem Überfluss hat Felipe nicht einen einzigen Freund. Um mit Menschen zu sprechen ist Felipe viel zu verschüchtert. Er traut sich nicht eimal mit dem Nachbarsjungen Caio zu sprechen, mit dem er sich als Kind doch so gut verstanden hat. Kurzum: Felipe ist einsam. Und er hat diese Einsamkeit als Schutzpanzer vor den Erniedrigungen des Alltags zu schätzen gelernt. Deswegen freut er sich nun auch sehr auf die Schulferien, in denen er ganze zwei Wochen von der bösartigen Außenwelt abgeschirmt vor dem Fernseher abhängen kann.

Doch dieser Plan geht nicht auf. Unvermittelt wird ihm für 15 Tage eben jener Caio von nebenan als Zimmergenossen einquartiert. Das findet Felipe gar nicht witzig. Im Gegenteil. Er ist außer sich vor Angst. Seit seiner Kindheit ist Felipe in Caio verknallt. Caio aber ist schön und sportlich, scheinbar ohne jeden Makel und: Er redet nicht mit Felipe.

 

Was in den folgenden 15 Tagen passiert, ist ebenso erstaunlich wie lustig wie herzerwärmend. Felipe wird schmerzhaft konfrontiert, geht über Grenzen, überrascht sich selbst. Und er entdeckt den Menschen hinter Caios makelloser Fassade. Was für eine Offenbarung.

Felipe beginnt zu ahnen, dass Schönheit nicht der Schlüssel zum Glück und Dicksein keine Verdammnis ist. Der theoretische Spruch, dass Schönheit von innen kommt, wird in diesem Buch glaubhaft mit Leben gefüllt. Dabei werden aus den beiden Objekten – dem dicken und dem dünnen Jungen – Subjekte, deren Wert sich nicht über die äußere Erscheinung misst.

 

Verve ist ein schönes, altmodisches Wort, das zu Vitor Martins Schreibstil passt: mit Leidenschaft und Schwung. Martins scheint wirklich mit vollem Herzen bei der Sache zu sein. Mit solcher Angstfreiheit schreibt nur jemand, der sich seinen eigenen Dämonen gestellt hat. Und dieser Autor hat eine Mission.

Während er eindringlich schildert, welchen Schaden Mobbing anrichten kann, richtet Martins seinen Fokus mit geradezu religiösem Eifer auf seine Botschaft: die heilende Kraft der Liebe und Solidarität. Man spürt, wie der Autor sich danach sehnt, andere Menschen mit seiner Geschichte aus ihrer Trauer und Einsamkeit zu erlösen. Selbstliebe, Body Positivity, queeres Selbstbewusstsein … Man könnte dieses Genre auch Empowerment-Literatur taufen. Zum Glück solche, die ohne Plattitüden auskommt. Ein echtes Kunststück. Dass dies auch in der deutschen Übersetzung gut gelungen ist, ist dem Verlag ONE und natürlich der Übersetzerin Svantje Volkens anzurechnen.

 

Ein starkes Buch! Bringt Spaß, macht Mut … Man kann nur hoffen, dass es auch ein paar von denen in die Finger bekommen, die bisher achtlos mit dummen Sprüchen oder wertenden Blicken um sich geworfen haben. „15 Tage ist für immer“ ist ganz bestimmt eine gute Schule in Sachen Sensibilisierung für die Gefühle anderer.

 

- Mia Grau

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Metadaten
One 288 Seiten ISBN 9783846601518 ab 14 Jahren Erscheinungsjahr: 2022 Übersetzung: Svantje Volkens

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