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„Hilda und der Troll“, der erste Band von Luke Pearsons Comic-Reihe, ist der perfekte, weil sanfte Einstieg in die grandiose Welt Trollbergs. Hildas Begegnung mit einem Troll, ihr Irrweg durch den Wald, die Riesen und Holzmännchen sind sicherlich aufregend – die Erzählung ist aber lange nicht so vertrackt wie die der Folgebände. Hildas Welt wird mit dem Fortschreiten der Reihe immer komplizierter, der Ton düsterer. Die bedrohlichen Elemente und überraschenden Figuren die Teil dieses Universums sind, besorgen erwachsene Leser*innen fast mehr als Kinder, die sich in Hildas seltsamer Welt ganz natürlich zurechtfinden. Hildas blauhaarige Abenteuer entwickeln sich aus Ideen, wie Kinder sie erspinnen, wenn sie zwischen Steinen und Moos einen Moment mit ihrer Fantasie alleine sind.

Dass Hilda für Jungs und Mädchen gleichermaßen von Interesse ist, liegt wahrscheinlich daran, dass Hilda keine männlichen Tribute erfüllen oder weiblichen Klischees entsprechen muss. Sie ist einfach, wie sie ist: ein Nerd. Hilda ist stur und ungehorsam. Sie zeichnet gerne, liest viel, treibt sich alleine in der Natur herum. Sie ist sensationell abenteuerlustig, außerordentlich fantasiebegabt und total empathisch. Von Band zu Band stürzt Hilda in die aberwitzigsten Abenteuer, die immer aus dem Missverständnis zwischen den naturentfremdeten Menschen Trollbergs und den tierähnlichen Wesen der Wälder und Berge entstehen. Doch Hilda unterscheidet sich von ihrer Spezies. Sie interessiert sich für die Andersartigen. Es ist erstaunlicherweise gerade ihre Menschlichkeit, wegen der sie mit den mystischen Kreaturen Freundschaft schließen kann. Eine berauschende Idee: durch Menschlichkeit Natur begreifen!

Luke Pearson erzählt Hildas Geschichten voller Dynamik, Witz und versteckten Details. Der britische Comic-Künstler jongliert derart elegant mit Tempo, Informationsdichte und Erzählebenen, dass man beim Lesen das Hirn vor lauter Synapsenverschaltung nur so knacken hören kann. Wer immer noch behauptet, Comics seien niedere Lektüre, soll sich unbedingt einmal Hilda vornehmen – sie wird das Gegenteil beweisen!

- Mia Grau