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Über die Hoffnung in dunkelsten Zeiten
Wien, 1936. Drei Freunde – Leo, Elsa und Max – verbringen einen perfekten Tag auf dem Jahrmarkt zusammen. Ein Foto, aufgenommen im Riesenrad des Praters, wird sie immer an diesen Moment der Freude und der Leichtigkeit erinnern. Die ganze Welt scheint ihnen zu gehören! Doch...
Über die Hoffnung in dunkelsten Zeiten
Wien, 1936. Drei Freunde – Leo, Elsa und Max – verbringen einen perfekten Tag auf dem Jahrmarkt zusammen. Ein Foto, aufgenommen im Riesenrad des Praters, wird sie immer an diesen Moment der Freude und der Leichtigkeit erinnern. Die ganze Welt scheint ihnen zu gehören! Doch bald darauf versinkt diese Welt um sie herum in Dunkelheit und reißt sie grausam auseinander.
Leo muss sich auf die Hilfe von Fremden verlassen, um der wachsenden Bedrohung für Juden zu entfliehen.
Elsa wird wie Leo verachtet, einfach weil sie ist, wer sie ist. Wo kann sie noch sicher sein?
Max stellt plötzlich fest, dass er Teil der Gefahr ist, der seine Freunde so verzweifelt zu entkommen versuchen.
Inspiriert von einer wahren Geschichte erzählt Bestsellerautorin Liz Kessler in ihrem bisher persönlichsten Buch, wie Freundschaft und Liebe auch in dunkelsten Zeiten das Gute im Menschen aufrechterhalten.
Liz Kesslers Roman „Als die Welt uns gehörte“, ist im Jahr 2022 aus dem Englischen übersetzt im Fischerverlag erschienen und behandelt die Schicksale von drei Kindern, die während der Machtergreifung und Diktatur Hitlers aufwachsen. Ehemals beste Freunde entwickeln sich die Leben von Leo, Elsa und Max in sehr unterschiedliche Richtungen:...
Liz Kesslers Roman „Als die Welt uns gehörte“, ist im Jahr 2022 aus dem Englischen übersetzt im Fischerverlag erschienen und behandelt die Schicksale von drei Kindern, die während der Machtergreifung und Diktatur Hitlers aufwachsen. Ehemals beste Freunde entwickeln sich die Leben von Leo, Elsa und Max in sehr unterschiedliche Richtungen: Leo und Elsa haben mit zunehmender Diskriminierung zu kämpfen, da sie Juden sind, und Max wächst in einer Familie auf, die Hitler und seine rassistischen Ideologien unterstützt. Sie alle lernen beide Wirklichkeiten kennen: die, in der es keine Rolle spielt, dass Elsa und Leo Juden sind - nämlich ihre Freundschaft. Und eine, in der dies alles bestimmt.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass es zum Teil auf wahren Begebenheiten beruht und die Autorin darin einen Teil ihrer Familiengeschichte verarbeitet hat. Dies erklärt sie zu Beginn des Romans, dem zudem eine Trigger-Warnung vorweggestellt ist, die auch zurecht vor den beschriebenen Grausamkeiten warnt. Obwohl es um Kinder geht und das Cover auch eine jüngere Zielgruppe suggeriert, ist dies meiner Einschätzung nach keines Falls ein Kinderbuch. Das ist meiner Meinung nach aber auch von Vorteil, da die Autorin dadurch nichts beschönigt, sondern das Leid in seinem ganzen Umfang darstellt.
Die Geschichte beginnt in Wien 1936. Leo, Elsa und Max sind beste Freunde und bedeuten einander die Welt. Das ändert sich jedoch nach und nach, als diese erschüttert wird: die nationalsozialistische Ideologie durchdringt Wien und wir Leser*innen bekommen sehr gut beschrieben, wie immer mehr Unterdrückung und Antisemitismus den Alltag von jüdischen Menschen verändert. Leo und Elsa dürfen zuerst nicht mehr schwimmen gehen, dann nicht mehr Fahrrad fahren und bald nicht mehr zur selben Schule wie die anderen gehen. Schon nach kurzer Zeit werden die drei Freunde voneinander getrennt: Während Leo und Elsa mit ihren Familien fliehen müssen, zieht Max nach München um und befindet sich in einem inneren Zwiespalt. Er wünscht sich nichts mehr als die Anerkennung und die Liebe seines Vaters, einem hochrangigen Nationalsozialisten, kann aber andererseits nicht verstehen, warum seine besten Kindheitsfreunde weniger Wert sein sollten als er. Obwohl er mit viel Freude auf ihre gemeinsame Zeit zurückblickt, genießt er seinen Erfolg und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Hitler-Jugend sehr.
Die verschiedenen Familiendynamiken finde ich hier sehr tiefgreifend beschrieben. Die Charaktere und ihre Beziehungen untereinander sind gut ausgearbeitet und repräsentieren die Vielschichtigkeit von menschlichen Entscheidungen und Verhaltensweisen. Zwischen Zusammenhalt und Verstoß sehen wir die drei Kinder in sehr unterschiedlichen Verhältnissen aufwachsen. Wir erfahren viel über ihr Innenleben und wie die ständige Diskrepanz zwischen eigenen Vorstellungen und Erfahrungen mit der politischen Realität sie prägt. Man kann sich gut in die Charaktere hineinversetzen und stellt sich selbst oft die Frage, wie man an ihrer Stelle handeln würde. Wie kann man sich die Grausamkeiten von Menschen irgendwie erklären? Wie kann man in den schrecklichsten Momenten noch an der Hoffnung festhalten? Denn es geht um Flucht, Trauma, Diskriminierung, Rassismus und das
Leben in Konzentrationslagern. Das alles ist sehr authentisch und dicht an der Wahrheit beschrieben: Man merkt, wie viel Nachforschung und gute Recherche in dieses Buch geflossen sind.
Schade fand ich hierbei nur, wie diese Authentizität geschwächt wurde durch einige meiner Meinung nach eher unrealistische Ereignisse. Natürlich ist es schön, wenn die Geschichte von Max, Leo und Elsa durch das Buch hinweg verknüpft ist, und man möchte sie auch gerne in einem gemeinsamen Zusammenhang erfahren. Durch die sehr unterschiedlichen Leben der drei wirkten diese Berührungspunkte jedoch weit hergeholt und haben einen deutlich wissen lassen, dass es sich hierbei um eine fiktionale Geschichte handelt, was mich im Lesefluss ein bisschen gestört hat.
Entgegen diesem Kritikpunkt empfehle ich dieses Buch sehr. Es versucht zu erklären und auch zu verstehen, was damals geschehen ist und vor allem wie solche Verbrechen gegen die Menschheit begangen wurden. Aufgrund der schrecklichen Schicksale und der großen Bandbreite an Emotionen wie Hass, Freundschaft und Liebe ging mir dieses Buch sehr nahe. Es hat mich bewegt und durch seine ständige Spannung am Lesen gehalten. Ich habe viel gelernt und bin der Meinung, dass man durch eine solche Geschichte die Zeit des Nationalsozialismus auf einem ganz anderen Level begreifen kann, als sich nur Zahlen und Fakten in einem Geschichtsbuch anzulesen.
Ich bewerte das Buch als sauer - die beschriebene Ungerechtigkeit kann sauer machen und einem auch mal die Tränen in die Augen treiben. Dieser Spritzer Zitrone ist aber für das Buch genauso wichtig wie für die meisten Gerichte, denn erst dadurch wird es vollständig und der Geschichte gerecht.
- Lisann
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