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Westdeutsche Provinz Ende der 1990er-Jahre. Zwischen Skaten in urbanen Bauruinen, Kiffen, Sprayen und Oberstufe stolpert der junge Hamed aufs Abitur und das Erwachsenwerden zu. Provinzjugend, das volle Programm: Hamed erlebt die erste Liebe, bastelt an seiner Zeichnerzukunft und bangt um seinen besten Freund, der nach etlichen Drogenexperimenten beim...
Westdeutsche Provinz Ende der 1990er-Jahre. Zwischen Skaten in urbanen Bauruinen, Kiffen, Sprayen und Oberstufe stolpert der junge Hamed aufs Abitur und das Erwachsenwerden zu. Provinzjugend, das volle Programm: Hamed erlebt die erste Liebe, bastelt an seiner Zeichnerzukunft und bangt um seinen besten Freund, der nach etlichen Drogenexperimenten beim berüchtigten „H“ angekommen ist. Währenddessen merkt er kaum, wie seine Familie auseinanderbricht.
Das tolle an Coming of Age Geschichten ist ja, dass die Zielgruppengrenze nur schwer zu ziehen, wenn nicht gar komplett obsolet ist. Klar, vordergründig geht es meist um Themen wie Freundschaft, Zugehörigkeit und (erste) Liebe, um das emotionale Erwachsenwerden schlechthin. Im Großen und Ganzen liegt der eigentliche Fokus jedoch meist...
Das tolle an Coming of Age Geschichten ist ja, dass die Zielgruppengrenze nur schwer zu ziehen, wenn nicht gar komplett obsolet ist. Klar, vordergründig geht es meist um Themen wie Freundschaft, Zugehörigkeit und (erste) Liebe, um das emotionale Erwachsenwerden schlechthin. Im Großen und Ganzen liegt der eigentliche Fokus jedoch meist auf der altersunabhängigen Frage nach Selbstfindung und darauf, einen möglichst konkreten Platz im Leben für sich einnehmen zu können - ganz egal, wo man auf diesem Planeten lebt und unabhängig von den damit verbundenen, höchst unterschiedlichen Lebensrealitäten.
Hamed Eshrats gerade erschienene und rundum gelungene Graphic Novel “Coming of H“ beispielsweise zeigt, dass (s)eine Jugend in der NRW-Provinz sich nicht im Geringsten von (m)einer in den Außenbezirken West-Berlins unterscheidet. Nach seinem Debut “Tipping Point - Téhéran 1979“ widmet sich Eshrat dreizehn Jahre später, mit seiner mittlerweile vierten Graphic Novel, wieder seiner eigenen Autobiografie. Von seiner Wahlheimat Berlin aus nimmt er uns mit in das Westdeutsche Hinterland, auf eine Art Sightseeing-Tour durch seine Adoleszenz. Es geht um Musik, Graffiti und Drogen, ums Skateboarding als Ausdruck von Counter Culture, um Stress mit Neonazis und den Migrationserfahrungen seiner Familie, um Kunst, Sehnsüchte und erste Liebe. Das Ganze ist nahezu perfekt und mit viel Empathie für seine Figuren eingefangen. Und obwohl “Coming of H“ einem stringenten Handlungsverlauf folgt, haftet der Geschichte etwas zwanglos episodenhaftes an, ganz so, als würde es uns Eshrat gestatten, seine Jugend mit ihm zusammen neu zu träumen. Denn der einleitende Satz verrät es bereits: Vieles ist genau so passiert, einiges ganz anders. Einigermaßen großartig!
- Sven Fortmann
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