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Lara ist fünfzehn Jahre alt und wütend. Mit ihrer Großmutter ist gerade ihre letzte Angehörige gestorben, jetzt ist das Mädchen ganz allein. Und wäre das nicht schon schlimm genug, sind die anderen Teenager im Heim auch noch völlig irre. Für Lara steht fest: Sie will so schnell wie möglich in...
Lara ist fünfzehn Jahre alt und wütend. Mit ihrer Großmutter ist gerade ihre letzte Angehörige gestorben, jetzt ist das Mädchen ganz allein. Und wäre das nicht schon schlimm genug, sind die anderen Teenager im Heim auch noch völlig irre. Für Lara steht fest: Sie will so schnell wie möglich in eine Wohngruppe und ihr eigenes Ding machen. Um dafür ihre sozialen Fähigkeiten zu trainieren, steckt die Jugendamtsmitarbeiterin Tina sie in eine schnöselige Pflegefamilie – sehr zu Laras Missfallen. An der teuren Privatschule, an die das Mädchen wechselt, muss Lara ein soziales Projekt, den „Club der wütenden Fünf“ besuchen. Zuerst lehnt Lara in ihrer neuen Familie und Schule alles kategorisch ab, doch dann stellt der Club den fünf Jugendlichen eine besondere Aufgabe, die Lara an ihre Grenzen und die Heldin in ihr zum Vorschein bringt ...
Dass Lara traurig ist, ist absolut nachvollziehbar. Das sie wütend ist auch. Sie ist neuerdings die letzte Überlebende ihrer Familie. Die Eltern starben bei einem Autounfall, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre liebevollen Großeltern haben menschenmögliches getan, doch den Verlust konnten sie natürlich nicht ungeschehen machen. Und nun...
Dass Lara traurig ist, ist absolut nachvollziehbar. Das sie wütend ist auch. Sie ist neuerdings die letzte Überlebende ihrer Familie. Die Eltern starben bei einem Autounfall, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre liebevollen Großeltern haben menschenmögliches getan, doch den Verlust konnten sie natürlich nicht ungeschehen machen. Und nun sind die beiden auch noch tot. Das Alter. Na klar.
Doch das System hat keinen Platz für Einzelschicksale. Das Rad muss sich irgendwie weiterdrehen. Also stellt sich Lara darauf ein, ab jetzt eine einsame Wölfin zu sein.
Weil sie noch nicht volljährig ist, muss sie in ein Pflegeheim. Sie träumt davon, in der megacoolen Wohngruppe aufgenommen zu werden. Dort wäre sie mehr oder weniger selbstbestimmt, genau das richtige für minderjährige Wölfinnen. Doch dummerweise kommt ihr eine perfekte Familie dazwischen, denn die möchte Lara bei sich aufnehmen. Obwohl Lara sich innerlich dagegen sperrt, muss sie bald feststellen: So richtig ätzend sind die gar nicht. Noch ist ihr das egal. Die Wohngruppe ist cooler. Um doch noch dorthin ziehen zu können, soll Lara „Social-Skills“ beweisen und willigt ein, die Selbsthilfegruppe der neuen Schule zu besuchen, den Club der wütenden Fünf. Anfangs scheint sie mit den vier anderen Teilnehmer*innen und dem Hippie von Gruppenleiter nicht gerade das große Los gezogen zu haben. Doch schließlich zeigt sich, dass hinter den wütenden Fassaden der Clubmitglieder nichts anders steckt als Einsamkeit, Sehnsucht und Verletzlichkeit, also genau die Gefühle, die auch Lara in sich einbetoniert hat.
Soweit so nicht besonders überraschend in Nicole Fröhlichs Roman „Der Club der wütenden Fünf“. Rein theoretisch klingt der Plot geradezu formelhaft. Dass das Buch trotzdem zu berühren weiß, liegt womöglich daran, dass die Autorin Soziale Arbeit studiert hat und mit Jugendlichen arbeitet. Sie weiß daher womöglich aus erster Reihe, dass Schicksale nicht superoriginell sein müssen, um unsere Beachtung zu verdienen. Worauf es ankommt, ist Aufrichtigkeit und Respekt vor den eigenen Gefühlen. Auch gelingt es Fröhlich Laras langsames Auftauen, die zarte Lovestory und die keimende Beziehung zu ihrem neuen Bruder behutsam und spannend zu erzählen. Sie trifft den Ton, beschreibt die Gedanken und Emotionen der Heldin fesselnd und authentisch. Einzig die neuen Eltern bleiben etwas blass. Es wäre spannend und vielleicht auch inspirierend gewesen, von ihren Beweggründen zu erfahren, eine fast erwachsene, schwer traumatisierte Teenagerin in ihr perfektes Leben zu lassen. So wirkt diese Konstellation ein bisschen zu schön, um wahr zu sein. Aber vielleicht ist das auch bloß Erwachsenen-Point of View. Denn gut tut das Buch trotzdem. Die harten Lebensumstände, die großen Verluste und seelischen Schmerzen der fünf Jugendlichen sind in dieser Geschichte kein endgültiger Zustand. Zuversicht ist Nicole Fröhlichs Grundhaltung. „Öffne dein Herz, denn du bist nicht allein!“ scheint sie uns zuzurufen. Und diese Kraft wünscht man der liebgewonnen Lara, ihren Freunden und allen Leser*innen, die eine solche Botschaft gebrauchen können.
- Mia Grau
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