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Cao Wenxuan hat sein Leben der Kinderliteratur verschrieben. Er forscht und lehrt zum Thema und ist selbst Autor von zahlreichen Romanen, Novellen und Bilderbüchern. 2016 wurde er mit der Hans-Christian-Andersen-Medaille ausgezeichnet. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. In „Die kleine Zikade und der alte Ochs“ arbeitet er zum ersten Mal mit der deutschen Illustratorin Britta Teckentrup zusammen, deren melancholische Bilder perfekt zu der wehmütigen Geschichte des alten Ochsen und seiner Freundin, der kleinen Zikade passen.

Dieser alte Ochse macht seinem Namen alle Ehre: Er steuert unbeirrt auf die saftige Wiese zu, trotz der kleinen Zikade, die ihm um den Kopf schwirrt und ihn vor einem nahenden Feuersturm warnt. Der Ochse will nicht auf sie hören. Was wissen schon dumme, kleine Zikaden vom Feuer?! Die Zikade riskiert ihr Leben, um das des Ochsen zu retten. Und als der alte Grobian seinen Fehler einsieht, und erkennt, dass die Zikade, obwohl sie ihn nicht kannte und er so unfreundlich zu ihr war, ihm das Leben gerettet hat, nimmt er sie zum ersten Mal richtig wahr. Er sieht ihre Schönheit und Güte und die beiden werden Freunde fürs Leben – selbst über den Tod hinaus.

Ein schwaches Tierchen warnt einen viel größeren und stärkeren Starrkopf vor der brennenden Gefahr – fast drängt sich einem auf, diese Geschichte als Analogie zum aktuellen Konflikt zwischen jungen Umweltschützer*innen und wachstumsorientierten Politiker*innen zu lesen. Doch die Geschichte geht über diese Deutung hinaus: der Wandel der Zeit, das Leben und das Sterben, der Kreislauf der Natur, Treue und Selbstlosigkeit, die Liebe einer bedingungslosen Freundschaft. All das schwingt in zarten Farben und sanfte Worten über die Seiten.

Ein atemberaubend illustriertes Bilderbuch, sanftmütig und liebevoll geschrieben, ein wenig traurig und doch so wunderschön.

- Mia Grau