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Bent und Juri sind beste Freunde, sie gehen in eine Klasse und sind auch nach der Schule unzertrennlich. Zusammen trauen sie sich doppelt so viel wie allein und denken sich regelmäßig Mutproben füreinander aus. Dann kommt Finn, der Neue, in die Klasse und alles verändert sich. Juri hängt ständig mit...
Bent und Juri sind beste Freunde, sie gehen in eine Klasse und sind auch nach der Schule unzertrennlich. Zusammen trauen sie sich doppelt so viel wie allein und denken sich regelmäßig Mutproben füreinander aus. Dann kommt Finn, der Neue, in die Klasse und alles verändert sich. Juri hängt ständig mit Finn rum und Bent fragt sich: Was findet er nur an dem stillen Jungen mit der dünnen Stimme? Als Juri sogar Bents größtes Geheimnis mit Finn teilt, sieht Bent rot. Er fordert Juri zu einer gefährlichen Aktion heraus, die völlig danebengehen könnte …
Herman van de Wijdevens Kinderroman ist spannend geschrieben, sprachlich herausragend und mit einem ganz eigenen Sog erzählt. Die Geschichte einer Freundschaft unter Jungen, die auf der Kippe steht und auf eine harte Probe gestellt wird.
Bents Flitschsteine fliegen im Gegensatz zu denen von Juri nie bis ans andere Ufer. Während Juri über den Graben hechten, glaubt Bent beim eigenen Sprung nicht daran, trockenen Fußes darüber zu kommen und bevor er etwas Verbotenes tut, denkt er an das sorgenvolle Gesicht seiner Mutter. Er rennt nicht so...
Bents Flitschsteine fliegen im Gegensatz zu denen von Juri nie bis ans andere Ufer. Während Juri über den Graben hechten, glaubt Bent beim eigenen Sprung nicht daran, trockenen Fußes darüber zu kommen und bevor er etwas Verbotenes tut, denkt er an das sorgenvolle Gesicht seiner Mutter. Er rennt nicht so schnell wie Juri und so stark und geschickt wie er ist Bent auch nicht. Aber er kann Juri sein dunkelstes Geheimnis anvertrauen. Und Juri verspricht, es niemandem weiterzusagen.
Juri ist der, der vorne weggeht, Bent immer hinterher. Für Juri würde Bent alles tun. Juri ist Bents bester Freund. Ob Bent auch Juris bester Freund ist? Würde auch Juri Bent überallhin folgen, alles für ihn tun? Oder gibt er sich nur mit Bent ab, weil es in der kleinen Stadt auf dem flachen Land keine bessere Alternative gibt?
Diese Frage hätte sich Bent sicher nicht gestellt, wäre nicht nach den Sommerferien ein Neuer in der Klasse aufgetaucht. Finn ist nicht so mutig wie Juri, nicht so draufgängerisch und auch nicht ganz so sportlich, aber in allem kann er ihm eher das Wasser reichen als Bent. Von einem Moment auf den anderen ist Bent das fünfte Rad am Wagen. Eben noch haben er und Juri sich zu gegenseitigen Mutproben angestachelt und die langweiligen Ferientage in kleine Abenteuer verwandelt. Plötzlich steht Bent sprachlos daneben und muss miterleben, wie sein bester Freund und der Neue eine Vertrautheit entwickeln, von der Bent nur träumen kann. Jetzt ist er froh, wenn er überhaupt noch mitmachen darf.
Als Juri und Finn ein "richtiges" Abenteuer planen, eines, das wirklich gefährlich werden könnte, geht Bent nur mit, weil er nicht möchte, dass Juri und dessen neuer bester Freund etwas gemeinsam ohne ihn erleben. Doch dann wächst in Bent ein ungeheuerlicher Verdacht: hat Juri Finn etwa Bents dunkelstes Geheimnis verraten? Was aus dieser Verletzung folgt, ist nichts Gutes. Es ist die schlechteste Idee in der Welt der schlechten Ideen.
Herman van de Wijdeven erzählt in dieser einfachen, umso eindrucksvolleren Geschichte fast parabelhaft von Freundschaft und Rivalität, Eifersucht und Vertrauen, Verrat und Loyalität. In zwei Zeitebenen erlebt man aus Bents Perspektive abwechselnd einen kathartischen Spätsommernachmittag und die wenigen Wochen zuvor. Bents aufgestauten Gefühle nach einem furchtbaren Erlebnis und die Geschehnisse, die zu diesem Ereignis führten, bauen in der Wechselwirkung eine ungeheure Spannung auf, die es einem schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Bents Frust, seine Verletzung, seine Wut und Trauer sind schmerzhaft nachvollziehbar. Doch Bent ist nicht nur Opfer. Seine eigene Unsicherheit treiben ihn zu dummen und auch gemeinen Entscheidungen. Seine Angst und Unfreiheit, sein mangelndes Selbstbewusstsein, seine Unfähigkeit nein zu sagen, sind nicht die Schuld der anderen. Und Juri ist kein eindimensionaler Fiesling. Irgendwie kann man verstehen, dass er sich nach einem Gegenüber sehnt, an dem er seine wilde Energie messen kann. Auch er hat seine Geschichte, seinen Kummer. Vielleicht entwächst er nur schneller der Kindheit als Bent. Während Bent Juris Mutter beim Backen hilft und sie dem Kindergartenfreund ihres Sohnes am liebsten die Haare wuscheln möchte, will Juri das Leben spüren: Mit Messern spielen, sich vor der Haustür böser Bauern in Gefahr bringen, mit geklauten Booten über dunkle Seen rudern, verbotene Zonen betreten, den Bannkreis sprengen.
Was macht eine Freundschaft wertvoll und was hält sie aus, wenn es darauf ankommt? Was bedeuten Loyalität und Rivalität unter Freunden? Wie geht Ehrlichkeit? Was ist Respekt? Wie reagiert man darauf, wenn Freundschaften sich verändern? Was tut man, wenn man zurückgewiesen wird? Wem vertraut man sich an?
Diese großen und wichtigen Fragen stellt Herman van de Wijdeven erstaunlich nah an der Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen. Vielleicht werden sie von Kindern nicht ganz so bewusst formuliert, aber im Chaos der Gefühle doch ständig empfunden. Herman de Wijdeven findet für diese tiefen Gefühle klare und einfache Worten, die dabei helfen können, sie besser einzusortieren. Und er macht ein großzügiges Angebot, ins Gespräch zu kommen.
Der einzige Wermutstropfen an diesem Buch ist womöglich das etwas langweilige Cover. Doch das sollte keinesfalls abschrecken! Ja, tatsächlich wäre es gar keine schlechte Idee „Die schlechteste Idee in der Geschichte der schlechten Ideen“ als ideale Schullektüre anzupreisen. In diesem Roman werden Themen verhandelt, die Kinder wirklich bewegen und er birgt gleichzeitig das Potenzial, echte Freude an Literatur zu entfachen.
- Mia Grau
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