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„Outline“ – ein wahrlich gut gewählter Titel für dieses erstaunliche Debüt. Zum einen, weil die Künstlerin Michèle Fischels ihre filigrane Geschichte in zittrigen Skizzen erzählt, die episodenhaft und lose aneinandergereiht ein intensives Ganzes ergeben. Zum anderen, weil die Protagonist*innen selbst sich einem Entwurf ihres Lebens gerade erst annähern. Ben, Clara und Andreas sind im letzten Schuljahr. Prüfungsstress, Vorbereitungen der Abi-Feier, Bandprobe, letzte Schulexkursion und erste Liebe mischen sich mir Vorfreude auf das was kommen mag und diesem anderen seltsamen Gefühl – wie könnte man es nennen? Zukunftskater? Freiheitsangst? Identitätsverkrampfung? Es mag sein, dass Michèle Fischels die Gefühle der Generation Gen Z treffsicher einfängt. Doch womöglich unterscheidet sich die hier beschriebene Lebenssituation nicht grundlegend von der, vorheriger und nachfolgender Generationen. Die Verwirrung und Verheißung, die das Ende der Schulzeit und damit den Beginn vom Rest des Lebens markieren, sind eine (hierzulande) allgegenwärtige Erfahrung. Doch selten wurde sie so einfühlsam, treffsicher, mitreißend und fein erzählt, wie hier. 

Ben und Andreas sind eigentlich beste Freunde. Doch seit Ben und Clara ein Paar sind, distanziert sich Andreas immer mehr von den beiden. Das er eigentlich in Ben verliebt ist, kann er niemandem sagen. Und auch Clara verheimlicht Ben etwas. Die drei ahnen, dass das Leben sie auseinanderreißen kann und vermutlich auch wird. Aber sie wissen auch, dass sie dem nicht entkommen können und womöglich auch gar nicht wollen. Doch was werden sie anfangen mit ihrer neuen Freiheit? Was sollen sie antworten auf die immergleiche Frage, was sie nach dem Abitur vorhaben? Wird Andreas immer der Außenseiter bleiben? Wird Ben immer nur das tun, was von ihm erwartet wird? Wird Clara zu ihren Entscheidungen stehen können? Lohnt es sich überhaupt Pläne zu schmieden? Es wird ja doch alles anders kommen. Oder ist es vielleicht sogar okay nicht ganz genau zu wissen, was man will?
Es sind keine großen Dramen, die Michèle Fischels erzählt. Umso kunstvoller hat sie ihre bruchstückhafte Geschichte zu einem dichten Emotionsteppich verwebt. Die Episoden sind in pastellig-schmutzige Farbpaletten getaucht, mal orange und ocker, mal blaugrün und beige, mal rostig und braun. Dazu lösen elegische Zwischenbilder die Episoden visuell voneinander: Was sich manchmal wie Stillstand anfühlt, ist in Wirklichkeit die Zeit, die vergeht.

Der Berliner Comicverlag Reprodukt – jüngst wiederholt mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet – weiß dieses ganz und gar großartige Debüt zu würdigen. Der wunderbar griffige Softtouch-Einband, die Qualität des Druckes und die großartige Gestaltung des Buches zeigen deutlich, wie viel Wertschätzung und Liebe dieser Verlag für Comics und Graphic Novels im Allgemeinen und dieses Buch im Speziellen übrig hat.

- Mia Grau