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Der Zauberer von Oz: altbekannt, vielbewährt, neu erzählt. Aber – was für eine supertolle Idee! – aus der Perspektive des kleinen schwarzen Hundes Toto, der als unauffälliger Sidekick Dorothy seit eh und je begleitet.

Auch für ihn war die Reise in das Land von Oz eine aufregende Sache. Nun, glücklich wieder heimgekehrt, erzählt er seinen Welpen vom Abenteuer seines Lebens. Von jener Zeit, als es Dorothy und ihn nach Oz verschlug, und sie auf der Suche nach dem Heimweg den Blechmann trafen, der sich ein Herz wünschte, die Vogelscheuche, die sich nach Verstand sehnte und den feigen Löwen, der gerne mutig wäre. Natürlich geht es auch um gute und böse Hexen, um fliegende Affen, Munchkins und Winkies und es wird berichtet vom Hochstapler Oz, der gar kein Zauberer ist. (Das ist wohl kein Geheimnis mehr, dass man an dieser Stelle spoilern würde.) Alles also ganz vertraut und doch ganz anders. 

Die vor allem in den USA viel geliebte Originalversion von Oz ist Kind ihrer Zeit und kommt heute etwas altbacken, tendenziell moralisch und irgendwie erwachsen rüber. Die Geschichte nun auf Hundeperspektive umzukrempeln ist ein geschickter Schachzug, der diesem Klassiker frischen Wind einhaucht, ohne ihm untreu zu werden oder ihn zu verunglimpfen. 

Der kleine Toto ist ein sehr zuverlässiger Erzähler. Und mit seinen hündischen Angewohnheiten ein Lustiger dazu. Gekonnt nimmt er seine Leser*innen an die Pfote und führt sie mit einem beständigen Wechsel aus Spannungsaufbau und Beruhigungsstrategien durch die Geschichte – ebenso, wie es ein liebender Vater mit seinen Kindern tut: das Herz höherschlagen lassen, die Wogen glätten. 

Das der Autor der Originalgeschichte, Lyman Frank Baum, auf die Idee kam, Kinderbuchautor zu werden, nachdem er seinen Söhnen allabendlich selbsterfundene Geschichten erzählte und das nun Toto eben diese Geschichte seinen Welpen zum Einschlafen erzählt, mag nur Zufall sein. Dann ist es aber ein Schöner.

Das große schwere Buch mit seinem glitzernden Einband und seinen wunderschönen, farbenprächtigen Illustrationen scheint dazu gemacht, als Schmuckstück Generationen zu überstehen. Schon lustig: ein moderner Klassiker, der aus einem anderen Klassiker geschlüpft ist, der vor langer Zeit auch mal modern war. Und wer weiß? Vielleicht wird es auch bei diesem Buch zu einer ikonischen Verfilmung kommen. Man munkelt, Totos Geschichte würde als Animationsfilm von Warner adaptiert werden – als Musical. Judy Garland lässt grüßen. Der Toto im Buch jedenfalls leidet regelmäßig unter den Sangeskünsten seiner geliebten Dorothy. Er lässt ja nichts auf sie kommen, aber singen, das kann sie einfach nicht. Ob dieser Seitenhieb in den neuen Film hinübergetragen werden wird? Lustig wäre es auf jeden Fall und ziemlich meta.

- Mia Grau