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Wer sich gerade an tropischen Gewässern, in Afrika oder Australien aufhält, wird dieses Buch mit schönem Schaudern lesen: Es erzählt in strahlenden Farben von den tödlichsten Tieren der Welt – und kaum eines von ihnen lebt in Europa. Aber was für Tiere das sind! Dieses Buch macht wunderbar anschaulich, das die Worte Kreatur und kreativ nicht zufällig etwas miteinander zu tun haben. Die Welt ist groß und bunt und voller verrückter Lebensformen, die uns mit ihren Tricks und Kniffen immer wieder verblüffen.

Schlägt man die erste Doppelseite auf, wird man schon neugierig, denn die Übersicht der im Buch vorgestellten Lebewesen überrascht. Nicht nur die üblichen Frösche, Schlangen, Ameisen, Skorpione, Spinnen und Quallen finden ihren Platz, sondern auch Schnecken, Vögel und sogar Säugetiere!
Doch zunächst werden die Leser*innen ganz sachlich in die Welt der Gifte eingeführt. Was ist Gift überhaupt? Wie wirkt es? Und warum und auf welche Art nutzen Tiere seine Wirkung? Auch werden Fachbegriffe erklärt wie Toxin, Taxonomie und Zootoxin. Das ist natürlich sehr hilfreich, dennoch bleibt der Umgang im Buch mit Fach- und Allgemeinwissen gelegentlich überraschend. Dass Schlangen keine Beine haben, weiß wahrscheinlich jedes Kind, was hingegen Chromatophoren sind, ist nicht jedem geläufig.
Trotzdem: mit vielen Informationen und interessanten Anekdoten werden die einzelnen Tierarten toll erklärt und die Welt der Gifttiere als spannendes Forschungsfeld eröffnet. Schaurig-schönes wird hier erzählt: Dass der Biss einer Kobra einen Elefanten töten kann, Skorpione mit jedem Stich giftiger werden, Feuerfische ziemlich lecker schmecken oder dass es Echsen gibt, die zwei Jahre ohne Nahrung auskommen. Das ist so unterhaltsam, dass man sich an manchen Stellen wünscht, noch mehr zu erfahren. Zum Beispiel wird wiederholt erwähnt, dass ein Biss oder Stich eines Tieres „einer der tödlichsten“ oder „einer der schmerzhaftesten“ sei. Unweigerlich beginnt man Vermutungen anzustellen, in welchen Relationen diese Superlative zueinander stehen mögen. Glücklicherweise endet das Buch mit vier weiteren Seiten, auf denen nicht nur der spannende Beruf der Toxinologen und Toxinologinnen erklärt wird, sondern auch noch mit einem kleinen Quiz und einer Liste von weiteren spannenden Fakten das neue Wissen über Gift noch erweitert wird.

Nicht zuletzt sind es die tollen, bildgewaltigen Illustrationen, die dieses Buch zu etwas Besonderem machen. Die Zeichnungen sind gut recherchiert und naturnah, dennoch so weit stilisiert, dass sie Kindern keine Angst machen.

„Giftig! Die tödlichsten Kreaturen der Erde“ ist ein tolles Buch für wissbegierige Kinder. Wegen der vielen Fremdwörtern eignet es sich für jüngere Kinder eher zum Vorlesen. Und kleine Menschen, die sich vor dem Wasser gruseln oder grundsätzlich ängstlich sind, sollten vielleicht noch ein paar Jahre warten, bevor sie dieses wunderschöne Buch in die Hand nehmen.

- Mia Grau